Homepage der Familie Dörscheln
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213 — Der Wider­stand

Bere­its 1933 informiert “Le Nou­v­el Echo de la Drome et de l’Ardeche” die in diesen zwei Departe­ments leben­den 53.000 Protes­tanten über die Exis­tenz des Nation­al­sozial­is­mus, die Gefahr der Braunen Pest und ihre antire­ligiöse und anti­jüdis­che Poli­tik.(1) Die bei­den Briefe des The­olo­gen Karl Barth(2) an die “Protes­tanten von Frankre­ich “, vom Dezem­ber 1939 und Okto­ber 1940, wer­den im Dauphiné weit ver­bre­it­et. Im ersten ste­ht, dass “der Wider­stand immer noch notwendig ist”, im zweit­en, dass “in der Franzö­sis­chen Kirche der Krieg geistig weit­erge­führt wer­den muss”. Diese bei­den Briefe gehören zu den ersten Doku­menten des Unter­grunds im 2. Weltkrieg(3) (4).
Am 10. Juli 1940 überträgt das Par­la­ment dem Marschall Petain sämtliche Voll­macht­en und am näch­sten Tag fol­gt der franzö­sis­che Staat auf die III. Repub­lik.
Bere­its am 14. Juli lehnen einige Pfar­rer aus dem Umkreis in ihren Son­ntagspredigten das neue Regime ab und drück­en ihr Mis­strauen ihm gegenüber aus. Zu nen­nen sind Charles West­phal in Greno­ble, Gédéon Sabli­et in Bour­deaux(6), Roland de Pury in Lyon(7). Ihnen fol­gen Pierre Loux in Die, Philippe Debu-Bridel in Dieule­fit usw.

Auf Betreiben W. Vis­ser’t Hoofts(8) und Madeleine Barots(9) stellen 16 Pfar­rer und Laien die 8 “The­sen von Pomey­rol” auf (16. und 17. Sep­tem­ber 1941).
Diese The­sen wer­den in den reformierten Gemein­den des Dauphiné ver­bre­it­et. Sie verurteilen den 2. Rechtssta­tus der Juden(10) und rufen zum geisti­gen Wider­stand auf. Diese The­sen wer­den in den reformierten Gemein­den des Dauphiné ver­bre­it­et.

Im Sep­tem­ber 1939 wird die CIMADE — “Le comité inten­nou­ve­ment aupres des evac­ues” (Ver­band von Hil­f­sor­gan­i­sa­tio­nen für Evakuierte) auf Anre­gung Suzanne de Diet­richs(11) von den Ver­ant­wortlichen der Jung­mäd­chen­ver­bände gegrün­det. Sie wird sehr schnell zu einem Organ der Ret­tung von Juden und Aus­län­dern.

Sie inter­ve­niert in den Internierungs1agern Vichy-Frankre­ichs, sie grün­det Beherber­gung­shäuser in Charn­bon-sur-Lignon, Mar­seille und Vabre/​Tam. Sie organ­isiert von Valence, Lyon und Greno­ble aus heim­liche Fluchtwege in die Schweiz(12), mit der Unter­stützung der Pfar­rer Emile Fab­re aus Romans, Chair­les West­phal und Jean Cook(13) aus Greno­ble sowie Paul Cha­pal aus Annecy. Nach Nimes wird Valence Anfang 1943 Zen­trum der Aktiv­itäten der CIMADE, deren Gen­er­alsekretärin Madeleine Barot war.

Zahlre­iche Protes­tanten treten in die Bewe­gung “Com­bat” (Kampf) oder “Franc-Tireur” (Freis­chär­ler) ein. Jean Schlo­chow aus Aouste(14) nimmt im Herb­st 1942 in Greno­ble an der Grün­dung des ersten Wider­stand­skomi­tees bei, dem “Comité de la France Com­bat­tante” (Komi­tee des kämpfend­en Frankre­ich).

Protes­tanten aus der Dauphiné gehen in den Unter­grund und beteili­gen sich an dem Leben der ver­schiede­nen Organ­i­sa­tio­nen des Maquis in der Region: es gibt einen Maquis in der Char­treuse und einen im Gre­si­vau­dan, im Queyras und in Veynes, neb­st einem in der Drome. Der Maquis im Ver­cors zählt über 300 Jugendliche und ihre grosse Anzahl (10% der Gesamtheit) macht die Gegen­wart eines Feld­predi­gers erforder­lich. Daniel Atger(15) über­nahm dieses Amt und wurde bei sein­er Arbeit vor zwei The­olo­gi­es­tu­den­ten, André Sabli­et(16) und André Vernier(17), unter­stützt. Bei­de wur­den bei den Kämpfen in Vassieux getötet. Die Stu­den­ten aus Mont­pel­li­er(18) grün­den Anfang Sep­tem­ber 1943 einen protes­tantis­chen Maquis in der Nähe von Trémin­is-en-Trièves. Es wird ihnen von einem Kon­sis­to­ri­um­sange­höri­gen aus Greno­ble, André Girard-Clot(19), geholfen.
Aber am 19. Okto­ber wur­den vier von ihnen festgenom­men und deportiert: René Lescoute(20) und Joseph Laroche star­ben in Mau­thausen sowie auch André Girard-Clot.

Anmerkun­gen

  1. “Le Nou­v­el Echo” hat eine Auflage von 20.000 Exem­plaren.
  2. Karl BARTH (1886–1968)
  3. (…) In allen Län­dern wird der Trost der Kirche in den fin­steren Zeit­en, die vor uns liegen, drin­gend gebraucht. Die Kirche kann aber nur dann trösten, wenn (…) sie ernst und klar sagt, dass der Wider­stand heutzu­tage notwendig ist (Dezem­ber 1939).
  4. In der Kirche von Frankre­ich muss der Krieg geistig weit­ergeftihrt wer­den. Die Kirche von Frankre­ich kann mit Hitler keinen Frieden oder Waf­fen­still­stand schliessen. Für die Kirche von Frankre­ich muss eins klar sein und bleiben: selb­st der von der Vichy-Regierung geschlossene Waf­fen­still­stand mit Hitler kann nur einen pro­vi­sorischen Charak­ter haben. (Okto­ber 1940)
  5. Charles WESTPHAL (1896–1972). von 1939 bis 1945 Pfar­rer in Greno­ble
  6. Gédéon SABLIET (1892–1952), von 1938 bis 1945 Pfar­rer von Bour­deaux
  7. Roland de PURY (1907–1979), Pfar­rer an der Kirche Rue Lanteme in Lyon (1938–1957)
  8. W. VISSER’T HOOFT (1900–1985), Gen­er­alsekretär des Oeku­menis­chen Rats der Kirchen in Genf
  9. Made­laine BAROT (1909–1995), Gen­er­alsekretärin der CIMADE
  10. 3. Okto­ber 1940: Die Juden wer­den aus dem öffentlichen Dienst aus­geschlossen, aus dem Pressewe­sen, Kino usw. (I.Rechtsstatus der Juden).
    10. Okto­ber 1940: Die Juden wer­den in Lagern interniert, die speziell für Aus­län­der jüdis­ch­er Rasse ein­gerichtet wur­den.
    2. Juni 1941: Die Juden müssen sich reg­istri­eren lassen. (2. Rechtssta­tus der Juden)
    Am 26. März 1941 schreibt Pfar­rer Boeg­n­er im Namen des Nation­al­rats der Reformierten Kirche Frankre­ichs an den Rab­bin­er Isaie Schwartz. Er drückt seine schmer­zlichen Gefüh­le über die Ein­führung ein­er ras­sis­tis­chän Geset­zge­bung in Frankre­ich aus. Dieser Brief wurde in tausenden von Exem­plaren in der nicht beset­zten Zone Süd­frankre­ichs verteilt.
  11. Suzanne de Diet­rich (1891–1981), Sekretärin der FUACE (Fédéra­tion uni­ver­si­taire des asso­ci­a­tions chré­ti­ennes d’é­tu­di­ants), des “Hochschul­ver­bands der christlichen Stu­den­ten­vere­ine” (Genf).
  12. Fluchtwege in die Schweiz bzw. durch die Ebene
  13. Jean COOK (1899–1973), Pfar­rer in Greno­ble von 1938 bis 1950
  14. Jean SCHLOCHOW
  15. Daniel ATGER (1923–1988)
  16. André SABLIET (19..-1944)
  17. André VERNIER (1921–1944)
  18. Ein Teil der The­olo­gi­es­tu­den­ten der Uni­ver­sität Mon­pel­li­er (Juni 1942)
  19. André GIRARD-CLOT (1897–1944)
  20. René LESCOUTE (1920–1943), Ver­ant­wortlich­er des Maquis der The­olo­gen
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