Homepage der Familie Dörscheln
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204 — Die Rev­o­lu­tion in der Dauphiné

Für die in der Dauphiné ansäs­si­gen Protes­tanten sowie die übri­gen franzö­sis­chen Protes­tanten war es ein gross­es Glück, als sie am 26. August 1789 die Reli­gions­frei­heit erhiel­ten(1), am 24. Dezem­ber den Zugang zu sämtlichen Berufen und schliesslich das Recht der freien Reli­gion­sausübung mit der Kon­sti­tu­tion von 1791.

Die einzige protes­tantis­che Kirche, die über­lebt hat, ist die Kirche von Poet-Laval. Der erste Wieder­auf­bau ein­er Kirche find­et 1792 in Chatil­lon-enDiois(2) statt.

Manche Reformierte lassen sieh ehe­ma­lige katholis­che Kirchen übereignen oder wählen die Lösung des “Simul­ta­ne­um”, wie z.B. in Chateau­dou­ble, wo Katho­liken und Protes­tanten nacheinan­der im gle­ichen Gebäude(3) den Gottes­di­enst feiern. Andere wiederum tre­f­fen sich in Pri­vathäusern oder bleiben bei dem Gottes­di­enst im Fam­i­lienkreis.

Die Protes­tanten des Dauphiné sind begeis­terte Anhänger der Rev­o­lu­tion.

Die Zahl der Pfar­rer ist nicht mehr sehr gross (18, wo es 1685 65 waren), sie sind oft alt und the­ol­o­gisch schlecht aus­ge­bildet.

Alle lassen sich auf die Rev­o­lu­tion verei­di­gen und nehmen an dem Leben der Gemeinde teil. Viele wer­den Bürg­er­meis­ter(4), Gemein­de­sekretäre — oder Mit­glieder eines Clubs oder ein­er der so beliebten Gesellschaften(5).

In vie­len Gemein­den sind die Gläu­bi­gen für die poli­tis­chen, ökonomis­chen und sozialen Aktiv­itäten, wie z.B. im Haut-Diois, ver­ant­wortlich. Im Haut-Diois, in Beau­rières, Bou­vières und La Motte-Cha­lan­con nehmen sie an der Ver­wüs­tung von Schlössern teil, im Dromet­al schliesslich ergreifen sie ein­deutig Partei für die San­scu­lot­ten und die Jakobin­er.

Die Schreck­en­sh­errschaft erstreckt sich in Frankre­ich auf 10 Monate, von Sep­tem­ber 1793 bis Juli 1794. Im Dauphiné dauert sie nur 2 oder 3 Monate (Früh­jahr 94) und in dem protes­tantis­chen Gebi­et kommt es kaum zu ein­er Entchris­tian­isierung. Von den 16 Pfar­rern, die die Rev­o­lu­tion über­standen hat­ten, übten neun ihr Amt weit­er aus, gle­ichzeit­ig mit dem des Bürg­er­meis­ters oder Frieden­srichters. Fünf “sus­pendieren” ihr geistlich­es Amt, bleiben aber auch Frieden­srichter oder Lehrer. Alle nehmen einige Jahre später wieder Pfarrstellen an(6).

Die Reformierten ver­sam­meln sich stets am Son­ntag, für sie gilt der Rev­o­lu­tion­skalen­der nicht — und wenn die Kirche, geschlossen war, so treten sie wieder den Weg “in die Wüste” an. Im Jahre 11 (1793) erfreuen sich in der Drome Gesellschaften und Vere­ine ein­er wach­senden Beliebtheit. Sie wer­den häu­fig von einem patri­o­tis­chen Protes­tanten geleit­et(7).

Der berühmteste Protes­tant der Dauphiné zu jen­er Zeit war zweifel­los Antoine Bar­nave (1761–1793). Seine Erziehung war durch den Ein­fluss und die Überzeu­gun­gen sein­er lutherischen Mut­ter, die aus der Gegend von Mont­béliard stammte, geprägt. Dieser bril­lante Anwalt aus Greno­ble wurde ein­er der besten Red­ner der Gen­er­al­stände, der Kon­sti­tu­ante und ver­schieden­er Clubs. Zur Zeit der Schreck­en­sh­errschaft wurde er festgenom­men, verurteilt und hin­gerichtet, weil er dazu ger­at­en hat­te, die königlichen Macht­befug­nisse nicht anzu­tas­ten.

Anmerkun­gen

  1. Erk­lärung der Men­schen- und Bürg­er­rechte
  2. Die Kirche von Chatil­lon-en-Diois
  3. Bittschrift der Protes­tanten aus Chateau­dou­ble
  4. Abra­ham Chi­ron, Pfar­rer und Bürg­er­meis­ter aus Bourg-les-Valence, Autor eines 1798 in Valence veröf­fentlicht­en Kat­e­chis­mus “Neues For­mu­lar, um die Kon­fir­man­den beim heili­gen Abendmahl zu emp­fan­gen”, eine der sel­te­nen protes­tantis­chen Veröf­fentlichun­gen während der Rev­o­lu­tion.
  5. Abra­ham Daniel Chuard, geboren im Kan­ton Wal­lis, Pfar­rer in Chateau­dou­ble. Er wurde für einen Patri­oten gehal­ten, war Mit­glied des Wohlfahrt­sauss­chuss­es des Departe­ments und Präsi­dent des Jakobin­er­clubs in Valence. Er forderte die Wieder­eröff­nung der evan­ge­lis­chen und katholis­chen Kirchen, wurde als Stören­fried angeprangert und kehrte aus diesem Grund in die Schweiz zurück, wo er weit­er sein Amt ausübte.
  6. Pierre Lom­bard-Lachaux, 1772 Pfar­rei- in Nyons, 1786 Pfar­rer in Orleans. 1792 wurde er dort Bürg­er­meis­ter und im gle­ichen Jahr Abge­ord­neter des Kon­vents. Kom­mis­sar während des Direk­to­ri­ums. Von 1803 bis zu seinem Tod 1807 war er Pfar­rer in Crest.
  7. Viele Protes­tanten waren Mit­glieder der Gesellschaften und Vere­ine in der Drome.
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