Homepage der Familie Dörscheln
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1998/​02 — Frauen in der mit­te­lal­ter­lichen Geschichte oder Inves­ti­ga­tio His­to­ri­ae Fem­i­narum

Beiträge zur Fam­i­lien­forschung — NF — Band 1 — 2.Jahrgang 1998 — Heft Nr.2


Von E. W. Dörscheln — Univ. Ob. Prä­para­tor i. R.

Frauen und Geschlechtergeschichte im Spek­trum heuti­gen Geschichts­be­wußt­seins und der Geschichtswis­senschaft.

Frauen in der Geschichte und in ihrer his­torischen Bedeu­tung zu betra­cht­en ist nicht neu. Die Geschichtswis­senschaft hat sich schon immer mit den Frauen befaßt, die her­aus­ra­gende Stel­lun­gen bek­lei­de­ten.

  1. Im poli­tis­chen Sinne z.B. die Regentin­nen.
  2. In der Kul­tur- und Geis­tes­geschichte die Autorin­nen und Dich­terin­nen oder zur Neuzeit hin die engagierte Frau im Beruf und Haushalt.
  3. In der Kirchengeschichte die Äbtissin­nen und Non­nen.

Zahlen­mäßig aber blieben Frauen, die geschichtsmäßig erwäh­nt wur­den im Gegen­satz zu Män­nern, eine Aus­nahme. Die heutige Geschichtswis­senschaft fragt auch nach gesellschaftlichen Grup­pen und Per­so­n­en, die am Rande standen und in den Geschichts­büch­ern eine unter­ge­ord­nete Rolle spiel­ten, zum Teil auch geschicht­s­los. Man spricht von Unter­schicht­en oder Rand­grup­pen. Nicht soziale Rand­grup­pen, son­dern die nor­male Bevölkerung, d.h. die weib­lichen Unter­ta­nen der herrschen­den Ober­schicht.

Es soll hier­mit aufgezeigt wer­den, in welchen Quellen die Frauen der­er von Dorslon bis Dorslaer erwäh­nt wer­den, und zwar in Verbindung von Ehemän­nern, Brüdern und Kindern, die z.B. von Kirche und Adel geförderte Per­so­n­en in u nd außer­halb des Klosters sind.

  1. Die Rit­ter und Knap­pen mit den Priv­i­legien ihrer Lan­desh­er­ren.
  2. Die ein­fachen Land­be­wohn­er z.B. Bauern und Handw­erk­er.
  3. Die Städter z.B. Kau­fleute und alle städtis­chen Beruf­s­grup­pen.

Her­aus­ge­grif­f­en aus der Masse der Men­schen ist es wichtig, über die Men­tal­ität mehr zu wis­sen; Lebens­for­men und Lebens­gestal­tung aus dem Schriftgut zu ergrün­den. In solch ein­er Geschicht­san­schau­ung nimmt die Frau einen wichti­gen Platz ein. Die Ver­gan­gen­heit zu betra­cht­en heißt, sich inten­siv mit der Rolle der Frau im Mit­te­lal­ter zu befassen. Es ist die All­t­ags­geschichte aus dem immer­währen­den Obrigkeitsstaat. Es ist aber auch die Geschichte der Einzel­nen aus ihrer Umge­bung. Es geht nicht nur um die his­torische Iden­ti­fika­tion, son­dern um die wis­senschaftliche Analyse der Teil­habe an der Geschichte.

Einen umfassenden Überblick zu gewin­nen wird jedoch dadurch erschw­ert, daß in der Fülle von Nieder­schriften kaum etwas über das nor­male Leben der Frauen erwäh­nt wird. Die Geschichtss­chreiber waren nicht gehal­ten die All­t­ags-Aktiv­itäten der Frauen mit denen der Män­ner gle­ichzustellen und sie zusam­men zu erwäh­nen.

Es sind Aus­nah­men, wenn in lokalen Per­so­n­enbeschrei­bun­gen in Urkun­den und Regesten, weib­liche Anteil­nah­men niedergeschrieben wur­den.

So wird Gerthrud­is de Dor­nes­lar i.J. 12OO in Verbindung mit einem Grund­stücksverkauf (Zehn­ten) erwäh­nt, eben­so ihre Tochter Sophia de Dor­nes­lar.

Um 1295 wird Hel­wigis de Dodes­lo erwäh­nt, daß sie für sich, ihren Mann und ihre Kinder eine Freilas­sung durch den Edlen Simon von Lippe erhält, d.h., daß er von seinem Vogteirecht keinen Gebrauch mehr machen wird.

Ludgerdis de Dorslar wird als Zeu­g­in bei einem Hof-und Güter­verkauf des Zis­terzienserk­losters Wal­ber­berg genan­nt, dem sie als Ordens­frau ange­hört.

Im Jahr 1333 wird Jut­ta von Dors­feld und Dorsel gnt. Dorslayr als Hof-und Grund­stücks­be­sitzerin erwäh­nt. Es wird fest­gestellt, daß sie mit Emmerich von Durs­feld gnt. Dorsel — erzb. Lehns­mann und mit Gob­eli­ni de Doris­lair Vasall gnt. Dors­feld, ver­wandt ist.

Alheid de Dorslon gnt. de Dorslen , Schwest­er der siegel­nden Knap­pen Con­radus und Hartwich de Dorslon gnt. de Duvele (Besitzer vom Duvelshof) und ihr Brud­er mit seinem Sohn Bertold, Florin de Dorslon, der spätere Priester und Prob­st zu Mars­berg, kauft 136O zwei Teile vom Duvelshof mit allem Zube­hör. 1367 bekommt Alheid de Dorslon und leib­liche Schwest­er des Priesters Florin de Dorslon den Hopfen­berg als Pfand zuge­sprochen.

1373 tätigt Guda de Dorslon geb. von Reck­ling­hausen, Ehe­frau des siegel­nden Knap­pen Bertold van Dorsle, ein Finanzgeschäft, indem sie dem Priester Johann von Der­me­sen und seinem Sohn Johann 3 Mark Sil­bergeld für 3O Mark verkaufen, die sie vorher von der Stadt Hameln gekauft hat­ten.

1386 verkauft Elsike de Dorslon, Ehe­frau des siegel­nden Knap­pen Hartwich, zusam­men mit dem Brud­er von Hartwich, dem siegel­nden Knap­pen Bernd de Dorslon , ihren Anteil des Zehn­ten zu Dorslon an Gesine Belyn­ges, Bürg­erin zu Mars­berg. 1388 verkauft Elsike de Dorslon, Ehe­frau des siegel­nden Knap­pen Hartwich de Dorslon, mit ihrem Ehe­mann den Duvelshof, und zwar mit Rück­kaufrecht.

14O9 erbt Luneke von Brobecke geb. de Dorslon durch ihre siegel­nden Brüder die Knap­pen Bernde und Hartwyghe den elter­lichen Duvelshof.

1594 wird Anna Dorsel gnt. Pap-Anneken , Tochter von Hein­ri­cus Dursell gnt. Dorsel — Pas­tor zu Einen — durch Gericht­spro­tokolle in Münster/​Westf. erwäh­nt.

Zum Teil wur­den die weib­lichen Per­so­n­en an die 1. Stelle geset­zt, um ihren Anteil am Geschehen in ihrer Zeit zu zeigen. Es ist ein Quer­schnitt von ein­er Fülle von Per­so­n­en, die mehr oder weniger in den Regesten und Urkun­den erwäh­nt wer­den.

In der Regel wur­den Schrift­sätze von den Mönchen oder son­sti­gen kirch­lichen Schrift­gelehrten nicht in der Absicht erstellt, Frauengeschichte zu schreiben. Eine Zeit­ge­bun­den­heit ist vorder­gründig, denn mit den Nor­men und Anschau­un­gen der jew­eili­gen Zeit­epoche wird der Betra­chter in Ken­nt­nis von unter­schiedlichen Sit­u­a­tio­nen ver­set­zt. Die Erar­beitung der dama­li­gen Sichtweise und der Nor­men kann uns ein Ver­ständ­nis der mit­te­lal­ter­lichen Zustände brin­gen. Die His­to­ri­ographia fem­i­narum — Frauen-Geschichtss­chrei­bung — ist an den dama­li­gen Bedin­gun­gen und Zustän­den zu messen.

Es waren so grund­ver­schiedene Ver­hält­nisse und auch Voraus­set­zun­gen gegenüber den heuti­gen. Deshalb ist es auch nicht möglich, Ver­gle­iche anzustellen. Wenn wir das Denkmod­ell ken­nen wür­den, müßte vere­in­facht gesagt, ein Alter­na­tives Mod­ell her­hal­ten, um die dama­lige Weltan­schau­ung bei­der Geschlechter bewußt zu machen. Hier­bei ist zweier­lei zu betra­cht­en. Frauengeschichte ist die Geschichte über Frauen als Forschung­sob­jekt und es ist zu unter­schei­den zwis­chen Forschungs­ge­gen­stand und Forschungs­be­treiben­dem. Eine Geschichtswis­senschaft geschlecht­sneu­tral wird sehr schw­er durch­führbar sein, denn bis in die heutige Zeit wird über­wiegend der männliche Fam­i­lien-Name benutzt. Die Forschung ist auf ganz wenige Hin­weise über die Fam­i­lien-Namen teils nur auf Vor­na­men der Frauen angewiesen, um die Herkun­ft der Frauen aufzuzeigen.

Hier­mit soll ein Anfang gemacht wer­den, um die Quellen, in denen die Frauen erwäh­nt wer­den, ver­ständlich aufzuzeigen. In einem späteren Bericht sollen detail­lierte Aus­führun­gen hinzukom­men.

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