Homepage der Familie Dörscheln
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09. Barrierefreies Bauen

Schnitt C

Die Auswahl bestimmter Materialien und Details hing ab von praktikablen, funktionalen, bauphysikalischen, brand- und schallschutztechnischen und auch finanziellen Gesichtspunkten. Hierbei stand einerseits die barrierefreie Ausgestaltung nicht nur des Pflegebereiches im Vordergrund, sondern auch das relativ niedrige Budget des Bauherrn, dem es vordringlich darum ging, die späteren Betriebskosten und mögliche Folgekosten so niedrig wie möglich zu halten – höhere Anschaffungskosten sind hierbei bewußt einkalkuliert. Barrierefrei bauen heißt zunächst einmal höhere Kosten für all die Bereiche, die speziell für betagte Menschen eingerichtet werden müssen und in denen durch Unachtsamkeit im Umgang mit Fortbewegungshilfsmitteln Schäden am Baumaterial entstehen können. Der Bauherr muß sich darüber klarwerden, daß mangels Schutzmaßnahmen immer höhere Folgekosten verursacht werden können, die ihn letztlich doch das veranlassen werden, was er eigentlich von vornherein hätte machen sollen: Bauteile so herstellen zu lassen, daß mögliche Schäden minimiert oder sogar ganz vermieden werden. Hierzu gehören unter anderem Wände im Erschließungsbereich, die recht kostengünstig bis unterhalb des notwendigen Handlaufs d.h. bis zu einer Höhe von 85 cm mit Sperrholzpaneelen putzbündig beplankt werden können. Türen – insbesondere im Erschließungsbereich – sollten in diesem Bereich ebenfalls bekleidet werden, entweder ebenso mit Sperrholz oder aber – die teurere Variante – mit Edelstahl. Metalltüren können in dem Bereich unterhalb von 85 cm bewußt unlackiert gelassen werden – eine Lackierung ist nach einiger Zeit zerkratzt oder abgesprungen. Anfällige Wandecken können mit breiteren Eckschutzprofilen – möglicherweise sogar aus Edelstahl – geschützt werden.

Speziell für Rollstuhlfahrer zu bauen, ist meist gar nicht notwendig. Wenn man die Bedürfnisse von Rollstuhlfahrern mit denen betagter Menschen vergleicht, muß festgestellt werden, daß betagte Menschen die meisten Tätigkeiten im Sitzen ausführen und sich somit in exakt die gleiche Lage bzw. Höhe versetzen wie ein Rollstuhlfahrer. So wird z. B. eine Küche für Rollstuhlfahrer genau den Anforderungen gerecht, die betagte Menschen an eine auf sie zugeschnittene Küche stellen:
Arbeiten im Sitzen und die sich daraus ergebende Arbeitshöhe, Anordnung der einzelnen Arbeitsgeräte bzw. -plätze. Das meiste, was für eine barrierefreie Küche gefordert wird, wäre sogar für eine “normale” Küche höchst vorteilhaft: fahrbare Schränke, die nach Gebrauch unter die unterfahrbare Arbeitsplatte geschoben werden, herausziehbare Schrankfächer, Herdplatten, die sich von allein abschalten, wenn kein Kochgut auf ihnen steht. Sicherlich ist die Anschaffung von diesen (noch) besonderen Bauteilen teurer als die von standardmäßigen, aber wer für eine bestimmte Gruppe von Personen baut, muß auch auf die speziellen Bedürfnisse dieser Personen eingehen und höhere Kosten einkalkulieren. Bei manchen Bauteilen könnte aufgrund größerer Abnahmemengen ein “normaler” Preis möglich sein.