Der Landbote – NF – Band 1 – 5.Jahrgang 2003 – Heft Nr.26
Von E. W. Dörscheln – Univ. Ob. Präparator i. R.
Weil für diese Expertise durchaus auch wissenschaftlich recherchiert wurde, konnte die Erforschung der familiären Ereignisse in Einklang mit der Zeitgeschichte gebracht werden.
Der Vater des Friedrich Wilhelm Wolff jun. war Köhlermeister (Friedrich Wilhelm Wolff sen.) und wohnte in einem Bauernhaus am Hellen Stück oberhalb der “Villa Dörscheln” auf dem Drescheiderhagen im Rahmedetal. Er wurde ca. 1800 auch dort geboren. Wann und wen er geheiratet hat, ist nicht bekannt. Er hatte 3 Kinder, und zwar Carl, Friederika und Friedrich Wilhelm, welcher am 08.09.1849 dort geboren wurde.
Lt. Aussage seiner Tochter Emma Wolff ist ihr Grossvater 1885 gestorben, denn sie hat ihn vor der Beerdigung als sechsjähriges Mädchen auf der Totenbahre liegen sehen. Die Geschwister des Friedrich Wilhelm Wolff jun., als da sind Carl und Friederika waren ebenfalls zugegen.
Emma Wolff ist im elterlichen Haus als ältestes von 3 Mädchen am Sundern bei Eveking am 29.12.1879 geboren. Sie war u.a. von Januar 1899 bis Dezember 1900 mit 21 Jahren als leitende Haushälterin bei der Familie Carl Berg in Eveking tätig.
Die weiteren Schwestern der Emma heißen Anna geb. 23.09.1881 und Marie geb. 11.11.1883.
In diese Fa. Carl Berg AG in Eveking bei Werdohl war ihr Vater Friedrich Wilhelm Wolff jun. als knapp 13-jähriger Junge im Jahre 1862 eingetreten, um dort seine Ausbildung zu beginnen. Zu seinem 25-jährigen Jubiläum konnte er sich bereits Zögermeister nennen. Das Unternehmen verließ er schließlich am Ende seines Berufslebens als Werkmeister.
Der zukünftige Mann der Emma Wolff Friedrich Wilhelm Dörscheln und sein Bruder Reinhold waren ebenfalls bis 1906 in diesem Werk tätig.
In dieser Zeit begaben sich die beiden Brüder auf den jeweiligen Weg, um sich in ihrem Beruf zum Meister vorzubereiten. Unterbrochen wurde ihre Tätigkeit lediglich durch Militärdienst und eine längere Krankheit des Friedrich Wilhelm Dörscheln.
1887 erhielt Friedrich Wilhelm Wolff jun. von der Fa. Carl Berg zum 25-jährigen Dienstjubiläum eine silberne Taschenuhr mit der Inschrift: “Dem Zögermeister Wilhelm Wolff für 25 Jahre treu geleistete Arbeit”, Eveking den 31. August 1887, Carl Berg. (Siehe Abb.)
Friedrich Wilhelm Wolff hat die Brüder Friedrich Wilhelm und Reinhold Dörscheln als erfahrener Meister im Werk unterstützt und auf Grund dessen ihre Karriere gefördert. So konnte er nach einigen Jahren mit zwei jungen Meistern das Glas erheben.
Am Dienstag, dem 25.12.1900 fand die Verlobung der Emma Wolff mit Friedrich Wilhelm Dörscheln im Haus Wolff auf dem Dornwerth bei Eveking statt.
Am Donnerstag, dem 20.02.1902 haben sie in der elterlichen Wohnung der Emma Wolff auf dem Dornwerth bei Eveking geheiratet.
Friedrich Wilhelm Dörscheln lebte ab hier mit seiner Frau Emma in dem ihnen überlassenen Elternhaus der Familie Wolff auf dem Dornwerth.
Die ersten 4 von 8 Kindern wurden 1903, 1904, 1906 und 1907 hier geboren.
Die Eltern der Emma Wolff haben sich ab 1900 in das neuerbaute Doppelhaus der Familie in Eveking zurückgezogen.
Der Schwiegersohn des Zögermeisters Friedrich Wilhelm Wolff jun. – Raffiniermeister Friedrich Wilhelm Dörscheln – war u.a. vom 01.04.1909 bis 30.06.1910 im Kupferwerk in Nestersitz/Pömmerle bei Aussig/ Böhmen gegenüber der Burg Schreckenstein a.d.Elbe tätig.
Seine Familie lebte in dieser Zeit weiterhin unter der Obhut der Familie des Friedrich Wilhelm Wolff jun. in Eveking.
Während eines Besuches des Friedrich Wilhelm Dörscheln bei seiner Familie und der Familie Wolff in Eveking wurde anschließend der Schwiegervater – Zögermeister Friedrich Wilhelm Wolff – im Juni 1910 von der Fa. Carl Berg beauftragt, als beratende Person mit Friedrich Wilhelm Dörscheln zu den Kupferwerken in Teplitz und Leitmeritz/ Böhmen zu fahren. Es ging darum, den beruflichen und privaten Werdegang des Friedrich Wilhelm Dörscheln beratend zu unterstützen, denn seine Tochter Emma hatte inzwischen 5 Kinder geboren. Dieser Familie wollte er unbedingt seine Fürsorge angedeihen lassen. Gemeinsam suchten Friedrich Wilhelm Wolff und Friedrich Wilhelm Dörscheln in ihrer freien Zeit während des Aufenthaltes in Böhmen auch die Kirche in Aussig auf, um am Gottesdienst teilzunehmen.
Im gleichen Jahr fährt Friedrich Wilhelm Dörscheln ebenfalls mit seinem Schwiegervater von Böhmen nach Sachsen. Er traf sich 1910 in Dresden mit dem Direktor Schulte der Westf. Kupfer-und Messingwerke (vorm. Casp. Noell), um mit ihm einen Arbeitsvertrag folgenden Inhaltes abzuschliessen:
Hieraus resultierte ein unbegrenzter Dienstvertrag mit einem monatlichen Gehalt von 420 Mark im Werk Helle der Westf. Kupfer- und Messingwerke in Zum Hohle Kr. Altena/Westf.
Dazu freies Wohnen im neu erbauten Haus am Drescheiderhagen mit dem dazugehörigen Land für 3 Ziegen sowie ein Garten mit weiterem Ackerland. Weiterhin erhielt er unentgeltlich Strom und Brand, sowie die Kosten für Renovierungsarbeiten ersetzt. Das Haus am Drescheiderhagen wurde später “Villa Dörscheln” genannt.
Auf diese Art und Weise hat Friedrich Wilhelm Wolff dafür gesorgt, dass der soziale Grundstock für diese junge Familie gelegt und erheblich verbessert wurde. Diese Laufbahn seines Schwiegersohnes war ganz im Sinne des Friedrich Wilhelm Wolff jun.
Friedrich Wilhelm Dörscheln konnte auf diesem Grundstock nun etwas Eigenständiges aufbauen, so dass die Zukunft seiner Familie auf Dauer gesichert war.
So konnten beide zufrieden von Böhmen Abschied nehmen und in ihrer sauerländischen Heimat weiter aktiv werden.
Wie eng die Beziehungen zwischen Friedrich Wilhelm Wolff und der Familie des Friedrich Wilhelm Dörscheln auch waren kann man daraus ersehen, dass Friedrich Wilhelm Wolff aus Anlaß von Geburtstagen Gedichte für seine Tochter Emma und den Schwiegersohn Friedrich Wilhelm verfasst hat.
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Geburtstags Gruss an meinen Schwiegersohn Wilhelm Dörscheln 23.2.24 Ein Jahr des Lebens voll Arbeit und Müh Nun tritt,s du wieder in ein neues Jahr Gott gab dir einen reichen Kindersegen Gott wolle auch im neuen Jahr des Lebens Gott lasse deine Kinder alle recht gedeihen Gott schenke dir Gesundheit und langes Leben So lebe denn glücklich durch die Zeit Dein Schwiegervater Fr.W.Wolff Anna, Hedwig, Johanna
Übersetzung 6/99 von Regina Dörscheln |
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Zum Geburtstag meiner Tochter Emma Dörscheln geb. Wolff Heut feierst Du wie jedes Jahr Fr.W.Wolff
Übersetzung 6/99 von Regina Dörscheln |
In den Jahren als der Urenkel Wilhelm August Dörscheln gnt. “kleiner Willi” aus Hamm in Westf. heranwuchs und mit seinen Eltern des öfteren auf Drescheiderhagen zu Besuch war, kam Friedrich Wilhelm Wolff jun. aus Eveking auch vermehrt vorbei, und zwar etwa ein Jahr vor seinem Tod.
Er soll, als hätte er eine Todesahnung gehabt, das elterliche Bauernhaus mit seinem Obstgarten am Hellen Stück oberhalb Drescheiderhagens des öfteren aufgesucht haben, um vielleicht Abschied zu nehmen.
Friedrich Wilhelm Wolff jun. ist, wie bereits berichtet, im Rahmedetal geboren, um dann im Versetal sein weiteres Leben zu verbringen. Erst durch die Heirat seiner ältesten Tochter Emma mit Friedrich Wilhelm Dörscheln hatte er die Gelegenheit seine angestammte Heimat im Rahmedetal öfter zu besuchen. Dieses ist schließlich auch durch seine Initiative und Unterstützung der jungen Familie zustande gekommen.
Am 07.08.1935 verstarb Friedrich Wilhelm Wolff jun. im Alter von 85 Jahren.
Seine Ehefrau Friederike geb. Kohlhage verstarb bereits am 28.02.1914 im Alter von 69 Jahren. Wann die Hochzeit der Beiden stattgefunden hat, ist nicht bekannt.
So endete das erfüllte Leben eines Mannes aus dem Sauerland, der nicht nur für sich und seine Familie gesorgt hat, sondern auch in die Geschicke der Familie seiner ältesten Tochter positiv hin eingewirkt hat. Sein Ansehen hat er auch im Laufe seines Lebens durch weitere Aktivitäten in seinem Heimatort vermehrt und gefestigt.
So belegt z.B. ein Bild von drei betagten Jugendfreunden, die sich im Jahre 1928 trafen, dass jeder auf seine Art von Heimatliebe beseelt ein erfolgreiches Leben hinter sich gebracht hat. Friedrich Wilhelm Wolff war u.a. ein Mitbegründer des ersten Jünglingsvereins im Sauerland.
Weitere Nachforschungen haben ergeben, dass Fr.Wilh. Wolff im deutsch-französischen Krieg von 1870/71 gekämpft hat. Ein Bild von 1925 zeigt ihn mit entsprechenden Orden. In seiner Todesanzeige vom 07.08.1935 wird er ausdrücklich als Veteran von 1870/71 bezeichnet.
Dieser Bericht begründet sich in vielen Punkten auch auf mündliche Aussagen der Familie Friedrich Wilhelm Dörscheln aus den Jahren 1963 und 1964, so dass ein Stück Zeitgeschichte festgehalten werden konnte.
Literatur zu dieser Expertise:
Der Landbote 2001 H. 19
Der Landbote NF 2000 H. 2
Der Landbote NF 2002 H.25
Siehe Familienfotos und Datenblätter
Angaben der vorkommenden Personen
Fr. Wilhelm Wolff sen. * ca. 1800 – † 1885
Kinder
Carl
Friederica
Fr. Wilhelm jun.
Fr. Wilhelm Wolff jun. * 8.9.1849 – † 7.8.1935
Ehefrau
Friederice Wolff geb. Kohlhage * 7.1.1845 – † 28.2.1914
Kinder
Emma * 29.12.1879
Anna * 23.9.1881
Marie * 11.11.1883
August Dörscheln * 10.8.1828 – † 2.11.1903
∞ 19.5.1858 – 1. Ehefrau
Louise Haardt * 18.6.1838 – † 13.6.1873
∞ 19.11.1873 – 2. Ehefrau
Martha Dörscheln geb.Hundt * 16.5.1845 – † 24.7.1912
Eltern
Georg Hundt
Christina Hundt geb. Muth
August Lange sen. * 25.8.1851 – † 2.7.1938
∞ 22.10.1887 – Ehefrau
Caroline gnt. Lina Dörscheln * 22.11.1866 – † 21.3.1931
Fr. Wilhelm Dörscheln * 23.2.1876 – † 18.3.1969
∞ 20.2.1902 – Ehefrau
Emma Wolff * 29.12.1879 – † 16.8.1969
Reinhold Dörscheln * 30.3.1880 – † 4.11.1961
∞ 9.10.1909 – 1. Ehefrau
Klara Dörscheln geb. Klauke * 2.2.1886 – † 30.7.1936
Kinder aus 1. Ehe
Marga Bäumer geb. Dörscheln * 17.5.1915 – † 13.8.02
∞ 24.9.1937 – Ehemann
Walter Bäumer * 20.1.1906 – †
Ruth Menzel geb. Dörscheln * 7.12.1926
∞ – Ehemann
Alfred Menzel aus Bochum
∞ 25.2.1939 – 2. Ehefrau
Anna Dörscheln geb. Schmidt * 12.4.1892 – †
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