Homepage der Familie Dörscheln
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06. Die Reser­vats­frage

Von Anfang an waren die Mis­sion­are ein wichtiges Instru­ment der kolo­nialen Herrschaft­ser­grei­fung. Mit ihren Sprachken­nt­nisse waren sie Dol­metsch­er und Ver­hand­lungs­führer beim Abschluss von Schutz‑, Kauf- und Boden­nutzungsverträge.

Mit dem Ein­strö­men von immer mehr land­hun­gri­gen Siedlern, Händlern und Minen- und Erschließungs­ge­sellschaften erkan­nten die Mis­sion­are schnell die Notwendigkeit ihren afrikanis­chen Mis­sion­s­ge­mein­den einen Leben­sraum schaf­fen zu müssen, woll­ten sie nicht ihren Ein­fluss auf ihre Ziel­gruppe ver­lieren. Schaf­fung von “Reser­vat­en” hieß das Zauber­wort. Gle­ichzeit­ig sicherte diese Maß­nahme die fortschre­i­t­ende poli­tis­che Vorherrschaft der Deutschen und den Verkauf des ertra­gre­ich­sten Lan­des an deutsche Siedler. Für die afrikanis­chen Völk­er blieben die Rest­flächen, des zum großen Teil aus den Wüsten Namib und Kala­hari beste­hen­den Lan­des.

Chris­ten

Chris­ten -
Sie nen­nen sie sich selb­st.
Am Son­ntag würde­voll in Schwarz und grau
gek­lei­det sitzen sie auf ihrer Kirchen­bank,
die Blicke him­mel­wärts gerichtet,
Gott preisend für den Auf­trag, den er ihnen gab:
Regierende des Lan­des, Auser­wählte.

Chris­ten -
Ihre Sklaven sitzen der­weil in ein­er anderen Kirche.
Man sagte ihnen, sie soll­ten ohne Skru­pel
gehorchen dem Befehl des Mas­ters.

Chris­ten -
Fromm und im Recht — da sitzen sie und steck­en ab.
Sie teilen Gottes Strände, Gottes Land
Und acht­en sorgsam, dass das Beste ihnen zufällt.
Das wenige, das bleibt,
wird aufgeteilt unter die vie­len,
die schweigen müssen, denn sie sind gezwun­gen,
ihr hoff­nungslos­es Schick­sal hinzunehmen.

Chris­ten -
Unbeküm­mert über jene, die ver­hungern,
denen die Ernte — wie sie selb­st — auf dür­rem Ack­er stirbt,
und über andere, die man von der Erde, die sie liebten, trieb.

Chris­ten -
Wie wür­den sie wohl Gottes Sohn begrüßen?
Den man vor den Klas­si­fika­tion­sauss­chuß beruft
Und mit dem Paß ver­sieht, der seine Rasse fest­stellt,
und ihn dann dor­thin schickt, wo er hinge­hört:
Würde man ihn ban­nen sein­er Botschaft wegen
dass Liebe unab­hängig von der Farbe ein­er Haut
und dass die Brud­er­schaft der Men­schen allum­fassend ist?

Chris­ten -
Die Priester deportieren, weil sie Gottes Werk betreiben,
wer­den nicht zögern, ein Gesetz zu proklamieren,
das Gottes Sohn zum Agi­ta­tor macht Moore, Basil (Hg.)

Von James Matthews
Schwarze The­olo­gie in Afri­ka. Doku­mente ein­er Bewe­gung, Göt­tin­gen, 1973
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