Kurzgeschichte der Diakonie, im Blick auf die v. Bodelschwingh‘schen Anstalten Bethel
"Alles, was ihr einem von diesen meinen geringsten Brüdern getan habt, das habt ihr mir getan." Das ist der Inbegriff von Diakonie. Es ist die Leitlinie zur Orientierung und Ausrichtung auf ein Leben unter Menschen. Das größte Gebot, das Liebesgebot "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst," wird in Matth. 25,40 von Jesus Christus erklärt.
Im Zusammenleben der Urgemeinde in Jerusalem wurde deutlich, dass neben der Wortverkündigung die Versorgung des Leibes notwendig war. Von daher wurde 7 Männern diese Aufgabe übertragen sh. Apg. 6.
Die Versorgung von Armen und Kranken war im Laufe der Jahrhunderte immer abhängig von Aktionen einzelner Menschen oder Ordensgemeinschaften.
Erst im 19. Jahrhundert, auf dem Hintergrund von veränderten sozialen Verhältnissen unter der Bevölkerung (Industrialisierung, Massenarbeitslosigkeit und daraus resultierende Armut), entwickelte sich der Ruf nach organisierter Hilfe.
Johann Hinrich Wichern hatte erkannt, dass die Kirche, neben der Wortverkündigung, auch die Aufgabe "Versorgung bedürftiger Menschen" hat. Auf dem Kirchentag 1848 in Wittenberg verkündete er:
"Eines tut not, dass die ev. Kirche in ihrer Gesamtheit anerkenne: Die Arbeit der Inneren Mission ist mein! Dass sie ein großes Siegel auf die Summe dieser Arbeit setze: Die Liebe gehört mir wie der Glaube. Die rettende Liebe muss ihr großes Werkzeug werden, womit sie Tatsachen des Glaubens erweist."
Der von Wichern geprägte Begriff "Innere Mission" entwickelte eine eigene Dynamik: Die ev. Kirche stellte sich den sozialen Fragen der Gegenwart. Auch in Regierungskreisen wurde man aufmerksam auf Veränderungen und Forderungen der Gesellschaft.
Auf diesem Hintergrund entstanden überall in Deutschland "Rettungshäuser": in Hamburg das Rauhe Haus (1833), Kaiserswerth (1836) und in Bethel bei Bielefeld (1867) das Rettungshaus "Alt-Ebenezer" für die Versorgung und Pflege an Epilepsie Erkrankten.
Als Friedrich von Bodelschwingh 1872 die Leitung übernahm, folgten u.a. Hilfsangebote für Nichtsesshafte, für Menschen in Not in unterschiedlichsten Lebensbereichen. Es mussten MitarbeiterInnen auf ihre jeweiligen Aufgaben vorbereitet werden. In Sarepta bildete man Diakonissen und in Nazareth Diakone (ab 1972 auch Diakoninnen) aus. In der Zionskirche wurden und werden sie eingesegnet und in ihren Dienst gesendet.
Der Begriff "Innere Mission" ist 1975 durch die Bezeichnung "Diakonie" abgelöst worden.