Am 25.03.2025 begann der vierte Teil der Geschichte des Spiels “Freut euch nicht zu früh”. Der erste Teil spielte wahrscheinlich in den 40er- oder 50er-Jahren des vorigen Jahrhunderts, als das heute nicht mehr bekanntes Spiel “Freu dich nicht zu früh” in Konkurrenz zu dem beliebten Spiel “Mensch ärgere dich nicht” trat: Nur für drei Mitspieler, aber dafür ein schwierigeres Ende. Nur um etwaigen Nachfragen zuvorzukommen: Dieses Spiel hat nichts mit dem vor einigen Jahren veröffentlichten Spiel gleichen Namens zu tun.
Im zweiten Teil lieh sich mein Vater das Spielbrett von seiner Schwiegermutter und fertigte eine Kopie in Holz an, denn das Spielbrett war schon arg in die Jahre gekommen. In Teil drei habe ich mir Gedanken gemacht, wie das Spiel für vier Mitspieler aussehen könnte und fertigte CAD-Zeichnungen an, um diese für eine Fertigung mit CNC nutzen zu können.Doch dazu kam es nie, denn kurz nach dem Kauf eines 3D-Druckers “BambuLab A1 mini” stand fest, dass das Spiel in 3D-Druck hergestellt werden soll.


Der erste Versuch
Aber wie geht man vor, wenn man überhaupt noch nicht einschätzen kann, was ein solcher Drucker leisten kann und wie man ein Spiel gestaltet, dessen Spielbrett viel größer ist als der Drucker drucken kann? Zunächst einmal war klar: Es gibt die gleiche Herausforderung wie bei CNC, denn auch dort musste das Spielbrett aufgeteilt werden: vier gleiche Teile, die sich lediglich durch die Farbe unterscheiden und die verbunden werden müssen. Der Drucker kann maximal 18x18x18 cm drucken — also wird das Spielbrett auf 4x 17x17 cm gedruckt. Die Verbindung erfolgt über Klemmen, die in entsprechende Nuten greifen.
Aber zunächst einmal musste ein vernünftiges 3D-Programm gefunden werden, das die vorhandenen DXF-Zeichnungen, die mit LibreCAD erstellt waren, in ein 3D-Modell überführen konnte. Die Wahl fiel auf Autodesk Fusion, das für Privatanwender — wenn auch mit Einschränkungen — kostenlos ist. Die Zeichnungen wurden importiert und extrudiert — das Feldraster nur oberflächlich und die Löcher für die Farben in der Spielplandicke.


Beim Thema “Farben” wird es interessant, wenn der Drucker nur ein Filament, also eine Farbe verwalten kann. Da auf dem Spielplan die Löcher für die Farben durchgängig sind, können separat gedruckte Steckteile in den jeweiligen Farben von unten in den Plan gedrückt werden, wobei die Elemente nicht zu locker sein dürfen und die Elemente unten in der gleichen Dicke wie die Steckverbindungen überstehen müssen, so dass das Spielbrett sauber aufliegt. Es musste ein wenig getestet werden, bis das richtige Maß für die farbigen Steckteile gefunden war. Vier Spielfiguren und ein Würfel wurden dann gleich mitgedruckt — so ist dann alles aus einem Guss bzw. Druck…
Farbe kommt ins Spiel
Nach der Fertigstellung eines Prototypen und dann einer ersten Version war schnell klar, dass es besser gehen musste. Sicherlich war es möglich, das Spielbrett zu nutzen, aber “handwerklich” war noch Handlungsbedarf…
Der 3D-Drucker wurde mit einem Filamentwechsler erweitert, so dass mit mehreren Filamenten gedruckt werden konnte. Der Filamentvorrat wurde im gleichen Zug auch erweitert und dabei das Baismaterial von schlichtem “Grau” in “PLA Basic” auf “Hell” in “PLA Wood” gewechselt.
Natürlich konnte nicht alles “mal so eben” umgestellt werden, v.a. das Arbeiten mit mehreren Filamenten in einem Druck hat mich viele Nerven gekostet. Aber letztlich konnten vier fast identische Spielplanteile mit jeweils drei Farben gedruckt werden — die Grundfarbe, die Spielfarbe und Schwarz, das auch als Farbe für die Verbindungsstücke genommen wurde.
Die Verbindungen außen sind fast identisch, hinzu kommen ein kreuzförmiges Mittelstück, das einerseits den gleichen Abstand zum Boden hat, aber auch die vier Spielplanteile oben zusammenhält. Da durch das Einarbeiten der bunten Spielplanfelder die Steckteile entfallen, würden jetzt die Ecken schweben. Also gibt es dort noch aufgesteckte Elemente im gleichen Stil, aber v.a. mit dem gleichen Abstand zum Boden.



Spielfiguren und Würfel wurden von der ersten Version übernommen, und zum Aufbewahren wurde eine Box mit Einschubdeckel entworfen, in der 4x4 Spielfiguren, 4 Würfel und Verbindungsstücke passen — zzgl. jeweils einer Reservefigur und Ersatzverbindungen.
Der Druck eines Spielplanteils dauert gut 2,5 Stunden, die Figuren brauchen 30 Minuten, und die Box eine Stunde, so dass der Druck aller Elemente ca. 13 Stunden dauert.
Der Name des Spiels wurde bewusst in “Freut euch nicht zu früh” geändert, um nicht Probleme mit dem Namensrecht zu bekommen.
Spielregeln
Gespielt wird erst einmal nach den Regeln von “Mensch ärgere dich nicht” — bis die Figuren auf den Feldern unterhalb des gekreuzten Feldes sind. Hier gilt wie im Originalspiel: Kein Überspringen der Figuren. Um von hier aus ganz in das Ziel zu kommen, muss genau auf das gekreuzte Feld gezogen werden, und vom gekreuzten Feld geht es auch nur mit einer 1 weiter. Der Nervenkitzel besteht darin, dass eine Figur auf diesem Feld von den anderen Mitspielern geschlagen werden kann — das gekreuzte Feld kann quasi als Abkürzung genutzt werden. Die geschlagene Figur darf dann wieder von vorne beginnen. Gewonnen hat, wer als Erster alle Figuren oberhalb des gekreuzten Feldes hat.
Hintergrundinfos
Die “Mensch ärger dich nicht”-Variante „Freu dich nicht zu früh“ hat keine offizielle und dokumentierte Entstehungsgeschichte wie das Originalspiel, aber es gibt einige interessante Punkte zu Herkunft und Entwicklung.
Ursprung von „Mensch ärgere dich nicht“
- Erfunden 1907/1908 vom Münchner Josef Friedrich Schmidt.
- Veröffentlicht 1914, massenhafte Verbreitung durch den Ersten Weltkrieg – das Spiel wurde kostenlos an Frontsoldaten verschickt.
- Inspiriert von indischen und englischen Spielen wie „Pachisi“ und „Ludo“.
- Das Spiel ist eines der bekanntesten Brettspiele im deutschsprachigen Raum – quasi ein „Volksgut“.
Entstehung von „Freu dich nicht zu früh“
- Diese Variante ist keine offizielle Erweiterung von Schmidt Spiele, sondern stammt aus dem Hausgebrauch: Familien, Freundesgruppen oder Schulklassen haben im Laufe der Jahrzehnte eigene Regeln erfunden, um das Spiel spannender, gemeiner oder witziger zu machen.
- Der Spruch „Freu dich nicht zu früh“ wurde offenbar als ironischer Konter zum originalen Spielnamen „Mensch ärgere dich nicht“ gewählt.
- Möglicherweise ist die Variante in den 1980er oder 1990er Jahren populärer geworden – in einer Zeit, in der Hausregeln und kreative Abwandlungen von Klassikern weit verbreitet waren.
- Sie hat sich durch Mundpropaganda verbreitet – oft als Partyspiel, im Jugendfreizeitbereich oder bei Familienabenden.
Kulturelle Bedeutung
- Der Name „Freu dich nicht zu früh“ greift ein allgemeines Lebensgefühl auf: Nichts ist sicher, bis es wirklich vorbei ist – ein leicht zynischer, aber humorvoller Blick auf Glück und Rückschläge.
- In gewisser Weise ist es ein spielerischer Kommentar zur Schadenfreude, die ohnehin im klassischen Spiel schon angelegt ist.
Fazit
Die Variante „Freu dich nicht zu früh“ ist nicht offiziell, aber kulturell stark verwurzelt. Sie zeigt, wie lebendig traditionelle Spiele durch Hausregeln bleiben können – und wie Menschen seit jeher versuchen, mehr Drama und Witz ins Spielen zu bringen.
Quelle der Hintergrundinfos: ChatGPT
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