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2025/​08 — Bunker, Kun­st und Dosen

Natür­lich habe ich schon ein­mal von Geo­caches in Bunkern gehört, und dass es einen Atlantik­wall gab. Dann aber einen Urlaub in Blå­vand in der Nähe dieser Vertei­di­gungsan­lage aus dem Zweit­en Weltkrieg zu ver­brin­gen, lässt Geschichte haut­nah erleben.

Vor ziem­lich genau 80 Jahren baute die deutsche Wehrma­cht eifrig Bunker ent­lang der Nord­seeküste und set­zte zwis­chen­drin diverse Radaran­la­gen für die Flu­gab­wehr auf einige dieser Beton­klötze. Der soge­nan­nte Atlantik­wall zog sich von Frankre­ich ent­lang des Ärmelka­nals und der Nord­seeküste bis nach Nor­we­gen. Das Großpro­jekt wurde nur teil­weise vol­len­det, und rund um Blå­vand find­en sich viele Bunker, die nicht in Betrieb genom­men wur­den.

Bere­its die Anreise nach Blå­vand ließ schon ahnen, dass der Aufen­thalt span­nend wird. Gut 10 km vor Blå­vand waren deut­liche Hin­weise auf einen größeren Trup­penübungsplatz – u.a. in Form von Hin­weiss­childern und Schranken – nicht zu überse­hen. Am Ferien­haus angekom­men stell­ten wir fest, dass der näch­ste Bunker gut 500m Luftlin­ie ent­fer­nt war – auf dem Trup­penübungsplatz, der die meiste Zeit des Jahres für alle frei zugänglich ist und während unseres gesamten Aufen­thaltes auch nicht abges­per­rt wurde. Hier und auch auf dem nahegele­ge­nen Strand fan­den sich reich­lich Spuren der deutschen Besatzungszeit, die in den ver­gan­genen 80 Jahren mehr und mehr Teil der schö­nen Hei­de­land­schaft rund um Blå­vand gewor­den sind und dieser so einen zusät­zlichen Reiz gaben.

Der Leucht­turm am Blå­vand­shuk, das außer­dem auch der west­lich­ste Punkt Däne­marks ist, liegt direkt am sagenum­wobe­nen Teufel­sriff, das früher zahlre­ichen Seefahrern das Leben kostete. Neben den vie­len Bunkern am Strand, von denen einige anlässlich des 50. Jahrestages der Befreiung als Maulti­er herg­erichtet wur­den, find­et sich auch noch der markante Stahlbe­ton­rumpf eines „Würzburg-Riese-Radars“.

Mehr zur Geschichte der deutschen Besatzung gibt es im Tir­pitz-Muse­um direkt in Blå­vand. Ein­drück­liche Schilderun­gen der Geschehnisse am Ende des Zweit­en Weltkriegs in ein­er beein­druck­enden Ausstel­lung mit vie­len orig­i­nalen Gegen­stän­den und Fotos ließen nicht sel­ten ein klammes Gefühl aufkom­men und regten viel zum Nach­denken an.

Direkt nach dem Krieg ver­suchte man die über 8.000 Bunker des Atlantik­walls zu spren­gen, was bei den Kon­struk­tio­nen mit teil­weise meter­dick­en Stahlbe­ton­wän­den nicht allzu viel bewirk­te. Also ließ man sie gezwun­gener­maßen an Ort und Stelle. Erst in den 70er-Jahren befasste man sich wieder mit den Bunkern, nutzte sie teil­weise um zu Wohn­raum, Museen, Diskotheken oder Kün­ster­w­erk­stät­ten, besprühte sie mit Graf­fi­ti oder wan­delte sie wie die Maulti­er-Bunker in Kunst­werke um.

Geo­caching hat­te die Gegend auch einiges zu bieten. Neben ein­fachen Tradis, Mini-Mul­tis und einem Ghost-Cache gab es auch Caches in den Bunkern. Ganz ehrlich: In manche habe ich mich nicht reinge­traut, denn die Zugänge sind nicht unbe­d­ingt all­t­agstauglich: teil­weise fehlten so gut wie alle Leit­er­sprossen in den Abgän­gen, kon­nte der Haupt­bere­ich nur kriechend erschlossen wer­den oder nur über eine nach innen führende Rutsche. Hier wäre mehr Vor­bere­itung erforder­lich gewe­sen… Trotz allem hat es Spaß gemacht, die ver­lasse­nen Bunker zu erkun­den und dann doch ein wenig was für seine Fund-Sta­tis­tik zu machen …