Natürlich habe ich schon einmal von Geocaches in Bunkern gehört, und dass es einen Atlantikwall gab. Dann aber einen Urlaub in Blåvand in der Nähe dieser Verteidigungsanlage aus dem Zweiten Weltkrieg zu verbringen, lässt Geschichte hautnah erleben.
Vor ziemlich genau 80 Jahren baute die deutsche Wehrmacht eifrig Bunker entlang der Nordseeküste und setzte zwischendrin diverse Radaranlagen für die Flugabwehr auf einige dieser Betonklötze. Der sogenannte Atlantikwall zog sich von Frankreich entlang des Ärmelkanals und der Nordseeküste bis nach Norwegen. Das Großprojekt wurde nur teilweise vollendet, und rund um Blåvand finden sich viele Bunker, die nicht in Betrieb genommen wurden.
Bereits die Anreise nach Blåvand ließ schon ahnen, dass der Aufenthalt spannend wird. Gut 10 km vor Blåvand waren deutliche Hinweise auf einen größeren Truppenübungsplatz – u.a. in Form von Hinweisschildern und Schranken – nicht zu übersehen. Am Ferienhaus angekommen stellten wir fest, dass der nächste Bunker gut 500m Luftlinie entfernt war – auf dem Truppenübungsplatz, der die meiste Zeit des Jahres für alle frei zugänglich ist und während unseres gesamten Aufenthaltes auch nicht abgesperrt wurde. Hier und auch auf dem nahegelegenen Strand fanden sich reichlich Spuren der deutschen Besatzungszeit, die in den vergangenen 80 Jahren mehr und mehr Teil der schönen Heidelandschaft rund um Blåvand geworden sind und dieser so einen zusätzlichen Reiz gaben.




Der Leuchtturm am Blåvandshuk, das außerdem auch der westlichste Punkt Dänemarks ist, liegt direkt am sagenumwobenen Teufelsriff, das früher zahlreichen Seefahrern das Leben kostete. Neben den vielen Bunkern am Strand, von denen einige anlässlich des 50. Jahrestages der Befreiung als Maultier hergerichtet wurden, findet sich auch noch der markante Stahlbetonrumpf eines „Würzburg-Riese-Radars“.




Mehr zur Geschichte der deutschen Besatzung gibt es im Tirpitz-Museum direkt in Blåvand. Eindrückliche Schilderungen der Geschehnisse am Ende des Zweiten Weltkriegs in einer beeindruckenden Ausstellung mit vielen originalen Gegenständen und Fotos ließen nicht selten ein klammes Gefühl aufkommen und regten viel zum Nachdenken an.
Direkt nach dem Krieg versuchte man die über 8.000 Bunker des Atlantikwalls zu sprengen, was bei den Konstruktionen mit teilweise meterdicken Stahlbetonwänden nicht allzu viel bewirkte. Also ließ man sie gezwungenermaßen an Ort und Stelle. Erst in den 70er-Jahren befasste man sich wieder mit den Bunkern, nutzte sie teilweise um zu Wohnraum, Museen, Diskotheken oder Künsterwerkstätten, besprühte sie mit Graffiti oder wandelte sie wie die Maultier-Bunker in Kunstwerke um.


Geocaching hatte die Gegend auch einiges zu bieten. Neben einfachen Tradis, Mini-Multis und einem Ghost-Cache gab es auch Caches in den Bunkern. Ganz ehrlich: In manche habe ich mich nicht reingetraut, denn die Zugänge sind nicht unbedingt alltagstauglich: teilweise fehlten so gut wie alle Leitersprossen in den Abgängen, konnte der Hauptbereich nur kriechend erschlossen werden oder nur über eine nach innen führende Rutsche. Hier wäre mehr Vorbereitung erforderlich gewesen… Trotz allem hat es Spaß gemacht, die verlassenen Bunker zu erkunden und dann doch ein wenig was für seine Fund-Statistik zu machen …










Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.