Nach der Übernahme der militärischen Führung durch General Lothar von Trotha im Juni 1904 brutalisierte sich die deutsche Kriegsführung und drängte auf eine Entscheidung am Waterberg im August 1904. Der Vernichtungsbefehl von General von Trotha: Ich, der große General der Deutschen Soldaten sende diesen Brief an das Volk der Herero. Die Herero sind nicht mehr deutsche Untertanen. Sie haben gemordet und gestohlen, haben verwundeten Soldaten Ohren und Nasen und andere Körperteile abgeschnitten, und wollen jetzt aus Feigheit nicht mehr kämpfen. Ich sage dem Volk: Jeder, der einen der Kapitäne an eine meiner Stationen als Gefangener abliefert, erhält tausend Mark, wer […]
Wolfgang Dörscheln
Die Flucht der geschlagenen Herero wird in die wasserlose Omaheke-Wüste, einem Ausläufer der Kalahari, gelenkt, was einem Todesurteil für die Besiegten gleichkam. Dies ist heute als erster deutscher Völkermord historisch anerkannt. Augenzeugenbericht von Hendrik Fraser (Bastard) aus Keetmanshoop: Im März 1905 wurde ich nach Karibib gesandt und begleitete die Truppen von Hauptmann Kuhn zum Waterberg. Ich sah dann, daß die Deutschen keine Gefangenen mehr machen. Die Hereros, die entkräftet waren und waren nicht in der Lage weiterzugehen, wurden gefangen und getötet. An einem Platz in der Nähe des Waterberg in Richtung Gobabis, nach einem Kampf fielen eine große Anzahl (ich […]
Der militärische Sieg über die Herero 1904 und Nama 1907/08 wurde mit einer Vielzahl von Ehrungen und Auszeichnungen für Soldaten und Siedler bedacht. Im November 1905 erhielten General von Trotha, Major Meister und Hauptmann Francke für ihre “Verdienste gegen die Herero” die höchste kaiserliche Auszeichnung, den Ordnen “Pour le Mérite”. Deutsche Heldendenkmäler und Ehrentafeln gibt es auch heute noch eine Vielzahl in Namibia. Und auch in Deutschen Kirchen finden sich gelegentlich Erinnerungstafeln, wie die des Reiters Tiemann in Bielefeld. Ab 1905 und vor allem nach Niederschlagung der Aufstände 1908 gelingt die Errichtung der totalen deutschen Herrschaft in Südwestafrika, die 1915 […]
Im Dezember 1905 ordnete Reichskanzler von Bülow die Einrichtung von Konzentrationslager für die Kriegsgefangenen und Überlebenden der Omaheke an. Mit der “hygienischen” Betreuung der Gefangenen wurden die Missionare der Rheinischen Missionsgesellschaft betraut. Im Konzentrationslager von Swakopmund war dies Missionar Vedder, während Missionar Kuhlmann in Omaruru ein Sammellager leitete. Nach den Vorgaben des Reichskanzlers sollten die Gefangenen in den Konzentrationslagern (Herero und Nama) 10 Jahre Zwangsarbeit an der Kette leisten, um die Kriegskosten abzuarbeiten. Dies betraf alle irgendwie Arbeitsfähigen, auch Kinder. Die Missionare Vedder und Kuhlmann schrieben erschütternde Berichte aus den Konzentrationslagern in Swakopmund und auf den Lüderitzbucht vorgelagerten Haifischinseln. Während […]
1914 drangen die Engländer von Südafrika nach Deutsch-Südwestafrika vor und eroberten die Kolonie. Sie protokollierten im “Blue Book” die eidesstattlichen Aussagen der Herero und Nama über den Völkermord und andere inhumane Vorgehensweisen der Deutschen. Dies Buch war Grundlage für den Entzug der Kolonien durch den Völkerbund 1919, wurde von deutscher Seite als englische “Propaganda” abgetan und entfachte den Ruf nach Rückgabe der Kolonien. Obwohl Südwestafrika seit 1920 unter dem Mandat der Südafrikanischen Union stand, konnten alle Nazi-Organisationen hier Fuß fassen. Die Buren sympathisierten stark mit den Nazis und setzten auf einen deutschen Endsieg. In den 1940er Jahren begann eine Emanzipationsbewegung […]
In der “Otruppe” und dem “Herero-Tag” im August jeden Jahres fanden die Hereros wieder zur Reorganisation ihrer Gemeinschaft und geben der Bewältigung ihrer traumatischen Vergangenheit Ausdruck. Nach dem 2. Weltkrieg fand eine zunehmend kritische Auseinandersetzung mit Mission innerhalb der Kirchen statt. 1990 bekundete die Vereinige Evangelische Mission ihre Schuld, 2004 die SPD-Abgeordnete H.Wieczorek-Zeul. Eine offizielle Erklärung seitens der Bundesregierung steht auch 100 Jahre nach dem Völkermord noch aus.