Homepage der Familie Dörscheln
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12. Man­dats- und Aparthei­d­szeit

1914 drangen die Englän­der von Südafri­ka nach Deutsch-Süd­west­afri­ka vor und eroberten die Kolonie. Sie pro­tokol­lierten im “Blue Book” die eidesstat­tlichen Aus­sagen der Herero und Nama über den Völk­er­mord und andere inhu­mane Vorge­hensweisen der Deutschen. Dies Buch war Grund­lage für den Entzug der Kolonien durch den Völker­bund 1919, wurde von deutsch­er Seite als englis­che “Pro­pa­gan­da” abge­tan und ent­fachte den Ruf nach Rück­gabe der Kolonien.

Obwohl Süd­west­afri­ka seit 1920 unter dem Man­dat der Südafrikanis­chen Union stand, kon­nten alle Nazi-Organ­i­sa­tio­nen hier Fuß fassen. Die Buren sym­pa­thisierten stark mit den Nazis und set­zten auf einen deutschen End­sieg.

In den 1940er Jahren begann eine Emanzi­pa­tions­be­we­gung unter den afrikanis­chen Chris­ten, aus­gelöst von der kop­tis­chen “Äthiopis­chen Bewe­gung” mit dem Ruf “Afri­ka den Afrikan­ern”. Auch in Süd­west­afri­ka lösten sich viele Gemein­den von der Bevor­mundung der Rheinis­chen Mis­sion­s­ge­sellschaft und grün­de­ten eigene schwarze Kirchen.

1948 erlan­gen die Nation­al­is­ten unter Daniel Malan, einem ehe­ma­li­gen Pfar­rer der nieder­ländisch-reformierten Kirche die Macht in Südafri­ka, und leit­en damit den geziel­ten Prozess der Apartheid, d.h. sys­tem­a­tis­che Aus­gliederung der schwarzen Bevölkerungsmehrheit aus der weißen Gesellschaft. In Süd­west­afri­ka, als Man­dats­ge­bi­et, wer­den Aparthei­ds­be­für­worter in poli­tis­che Ämter gehoben. Unter ihnen der ehe­ma­lige Mis­sion­ar und Präs­es der Rheinis­chen Mis­sion­skirche in Süd­west­afri­ka Hein­rich Ved­der, der von 1950 bis 1958 Sen­a­tor für Einge­bore­ne­nan­gele­gen­heit­en war. Die Apartheid führte zur Entste­hung der schwarzen Wider­stands­be­we­gung SWAPO, zum Entzug des Man­dats durch die UNO und schließlich 1990 zur Unab­hängigkeit und Demokratisierung Namib­ias.

Der liebe Gott ist schwarz

“Van der Mer­we” — das ist die per­son­ifizierte Nor­mal­fig­ur des Südafrikan­ers — ist an einem Herzfehler gestor­ben. Sein Fre­und Prof. Barnard, der sich auf eine wis­senschaftliche Vergnü­gungsreise begeben muß, ist bere­it, ihn durch eine Herzverpflanzung wieder zum Leben zu erweck­en, und ord­net an, den Toten einst­weilen in ein­er Eiskam­mer zu kon­servieren. Nach sein­er Rück­kehr nimmt Prof. Barnard die Oper­a­tion vor, die wun­der­bar gelingt, so daß Van der Mer­we als ein berühmter Fall wieder unter den Leben­den weilt. Von den vie­len Spenden, die für ihn einge­hen, tritt er eine Wel­treise an. In Moskau gewährt ihm der derzeit­ige Dik­ta­tor eine Unterre­dung.

“Genosse Van der Mer­we, waren Sie wirk­lich tot?”
“Jawohl, Eure Exzel­lenz, ich war bere­its im Jen­seits.”
“Dann sagen Sie mit bitte ganz im Ver­trauen: Gibt es einen Gott?”
“Jawohl, Exzel­lenz, es gibt einen Gott.”
“Um Him­mel­willen, das ist ja schreck­lich! Unser ganzes kom­mu­nis­tis­ches Sys­tem ist auf dem Athe­is­mus aufge­baut. Wären Sie gegen eine geheime hohe Rente bere­it, Stillschweigen zu bewahren, lieber Fre­und?”
“Ein­ver­standen, Exzel­lenz.“
Van der Mer­we flog nach Ital­ien und wurde in Rom vom Papst in pri­vater Audienz emp­fan­gen.
“Mein lieber Sohn”, sagte der Papst, “warst Du wirk­lich tot?”
“Jawohl, Eure Heiligkeit, ich war tot und im Jen­seits.”
“Dann sage uns, ganz im Ver­trauen, lieber Sohn: Gibt es einen Gott?”
“Nein, Eure Heiligkeit, es gibt keinen Gott.”
“Ogot­to­gott, das ist ja entset­zlich! Unsere ganze Reli­gion beruht auf dem Gottes­glauben. Ich will dir eine hohe Rente aus­set­zen, wenn Du nie­man­den ver­rätst, was Du mir soeben ges­tanden hast.”
“Das nehme ich gerne an, Eure Heiligkeit.“
Van der Mer­we fuhr zurück nach Südafri­ka und mußte sich sofort beim Min­is­ter­präsi­den­ten melden.
“Sie waren im Aus­land, Herr Van der Mer­we?”
“Jawohl, Herr Min­is­ter­präsi­dent, sog­ar im Jen­seits.”
“Dann waren sie also richtig gestor­ben?“
Van der Mer­we nick­te.
“Hm. Wir Calvin­is­ten wollen alles ganz genau wis­sen. Deshalb sagen Sie mir, natür­lich im Ver­trauen, haben Sie im Him­mel Gott gese­hen?”
“Ja, Herr Vorster, ich habe den lieben Gott gese­hen. Aber … er war schwarz.”

Tage­spiegel 13.12.1970, zitiert aus, Zim­mer­mann, Wolf-Dieter, Zuwider­han­del­nde wer­den getauft, S. 47–48