Seit dem 13. Jahrhundert wurden in der Dauphiné Bibeltexte verbreitet, und zwar von Waldenser Hausierern, die dort von Dorf zu Dorf zogen. In den beiden darauffolgenden Jahrhunderten lösten Kriege und Pest bei den Menschen Gefühle der Unsicherheit aus, der Verzweiflung beim Gedanken an den Tod und der Angst um das Seelenheil. Laien erwarteten eine Antwort auf ihre Fragen, sie wünschten eine Kirchenreform und eine Rückbesinnung auf das Evangelium. Ein deutscher Mönch namens Martin Luther(1) entdeckte im Römerbrief, dass das Heil allein durch den Glauben an Jesus Christus zu erlangen sei. Im Oktober 1517 schlug er seine 95 Thesen gegen den […]
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Das Edikt von Nantes, das am 30. April 1598 unterzeichnet wurde, gesteht den Anhängern der “sogenannten reformierten Religion” Gewissensfreiheit zu. Aber die freie Ausübung des Gottesdienstes wurde nur an den Orten gewährt, an denen 1596 und 1597 regelmässig Gottesdienste stattgefunden hatten. Das Edikt gewährt den Protestanten den Zugang zu sämtlichen öffentlichen Würden, Ämtern und Aufgaben und garantiert ihnen die Gleichstellung in Steuersachen. Die Protestanten der Dauphiné erhalten für einen Zeitraum von 8 Jahren 12 Sicherheitsplätze(1): Grenoble, Die, Monte’Iimar, Livron, Gap usw. Im 17. Jahrhundert bilden 72.000 Protestanten der Dauphiné (8% der französischen Protestanten) 76 Gemeinden, denen zwei Gemeinden des Fürstentums […]
Das Edikt von Nantes wurde durch das Revokationsedikt von Fontainebleau (17. Oktober 1685) aufgehoben(1). Das bedeutet Zerstörung sämtlicher Kirchen Ausübungsverbot der “sogenannten reformierten Religion” Konversion der Pastoren oder Emigration Schliessung der protestantischen Schulen Kindertaufe durch einen katholischen Priester Auswanderungsverbot. Auf Zuwiderhandlung steht Galeeren- oder Gefängnisstrafe. Die Reaktionen der Protestanten des Dauphiné sind sehr unterschiedlich und man kann zwischen mehreren Haltungen unterscheiden: Viele weigern sich, die Provinz zu verlassen. Sie werden Neukonvertiten genannt. Manche von ihnen werden katholisch, weil sie ihre Ruhe haben wollen, auch aus Mangel an Überzeugung, aus Opportunismus oder einfach, weil sie ihre gesellschaftliche Stellung nicht verlieren wollen. […]
Für die in der Dauphiné ansässigen Protestanten sowie die übrigen französischen Protestanten war es ein grosses Glück, als sie am 26. August 1789 die Religionsfreiheit erhielten(1), am 24. Dezember den Zugang zu sämtlichen Berufen und schliesslich das Recht der freien Religionsausübung mit der Konstitution von 1791. Die einzige protestantische Kirche, die überlebt hat, ist die Kirche von Poet-Laval. Der erste Wiederaufbau einer Kirche findet 1792 in Chatillon-enDiois(2) statt. Manche Reformierte lassen sieh ehemalige katholische Kirchen übereignen oder wählen die Lösung des “Simultaneum”, wie z.B. in Chateaudouble, wo Katholiken und Protestanten nacheinander im gleichen Gebäude(3) den Gottesdienst feiern. Andere wiederum treffen […]
Am Ende des 12. Jahrhunderts ist Crest in zwei Teile geteilt: Das untere Schloß mit seiner “Stadt” gehörte dem Grafen der Provinz Valence; Das obere Schloß, das später zum Turm wird, und das Dorf gehören seit 1145 dem Bischof von Die. Zwischen 1267 und 1332 wurden beide Schlösser vom Grafen der Provinz Valence in eine einzigen Festung zusammengelegt, die ab dem 15. Jahrhundert als Kerker genutzt wurde. Alle Gebäude dieser Festung, bis auf den Turm, wurden 1632 auf Befehl des Königs Ludwig XIII. zerstört. Der Turm blieb bis zum 18. Jahrhundert ein Gefängnis. 1394 heißt es von der Festung, dass […]
Am Anfang des 19. Jahrhunderts waren die Protestanten in der Dauphiné nur noch 43.000, und die Neubildung der protestantischen Gemeinden erfolgte im strengen Rahmen des Konkordats und der “Organischen Artikel” von 1802. Diese neue kirchliche Organisation hat drei Charakteristiken: Das Fehlen einer Synode zur Zeit des geistigen Wiederaufbaus(1). Die Einrichtung von “Konsistorialkirchen” mit 6.000 Seelen, die von einem aus den 25 meistbesteuerten Honoratioren bestehenden Konsistorium geleitet wurden, in der Drôme gab es 5 Konsistorien, eins in der Isère, dessen Mittelpunkt Mens-en-Trièves mit zwei Pfarrern bildete und eins in den Hautes-Alpes, dessen Mittelpunkt Orpierre war, mit nur einem Pfarrer. Die beamteten […]
Das religiöse Leben nimmt einen neuen Anfang mit dem Pfarrer César Bonifas(4), der 1820 nach Grenoble kommt. Eine Kirche wird eingeweiht und der Gottesdienst ist sehr besucht. Feffix Neff, der aus Genf kommt, löst im Herbst 1821 seinen Vorgänger ab. Felix Neff (Dezember 1821 – August 1823) und die Eweckungsbewegung in Mens-en-Trièves Felix Neff(5) verbringt zwei Jahre in Mens als Katechet(6), wo er originelle Evangelisierungsmethoden benutzt: Die Übertritte nahmen zu, vor allem bei Jugendlichen und jüngeren Leuten. Ein intensives religiöses Leben rüttelte die Einwohner des Kantons wach, sodass sich das Bewusstsein veränderte. Trotz der Unterstützung des Pfarrers André Blanc(7) treten […]
Nach dem anglikanischen Pfarrer John Wesley (1703-1791), der als einer der ersten die Erweckung predigte. Jean-Louis Rostan, ehemaliger Schüler von F. Neff, brachte 1838 den Methodismus nach Bourdeaux. Der Einfluss der Lehre Wesleys drang in zahlreiche protestantische Gemeinden der Drome ein: in Nyons, Die, Dieulefit, La Motte-Chalancon usw. Charles Cook(1) predigt selbst in Nyons. Anmerkungen Charles Cook (1787-1858)
Zur Zeit der Erweckungsbewegung gab es eine enge Verbindung zwischen Lehrer und Pfarrer. Häufig war der Lehrer gleichzeitig Prediger. Ein Teil von ihnen wurde im Institut von Glay, im Doubs, ausgebildet, wie z.B. J.F. Vernier: Inder Dauphiné gab es zwei Modellschulen: Die von Dieulefit, die 1828 von dem Pfarrer Frangois Brun gegründet und 1833 Lehrerseminar wurde. Sie hat 220 Schüler bis zum Brevet (Abschlussexamen) geführt. Die von Mens, eine ehemalige öffentliche Schule, die 1829 von dem Pfarrer André Blanc gegründet wofden war und 1834 zu einer Modellschule wurde(1), d.h. einem Lehrerausbildungsseminar, dem ersten in der Isere, “tun die Lehrer der […]
Der Winter 1878/79 war im Freissinieres-Tal ganz besonders hart. Vom 21. Oktober bis zum 30. Mai hat es unaufhörlich geschneit; ihre Ernten wurden durch den vielen Schnee zerstört, ein grosser Teil der Tiere ist verhungert und selbst die Bevölkerung lebt im grössten Elend “(aus der Bittschrift vom 18. Juni 1879). Die Übersiedlung von protestantischen Familien des Tals nach Algerien, südlich von Oran, geschah auf Anregung des Lehrers von Pallon, Emile Niel, und wurde mit Hilfe des protestantischen Komitees von Lyon organisiert. Die ersten starteten 1881 (13 Familien gehen nach Les Trois Marabouts). Ein zweiter, von der Coligny-Gesellschaft organisierter Aufbruch fand […]
Der Staatsstreich vom 2. Dezernber 1851 In der Nacht vom 6. zum 7. Dezember marschierten 5 bis 6 000 Republikaner auf Crest, darunter eine grosse Zahl Protestanten aus Bourdeaux, Saou und Crupies, Dieulefit und Clioustat, Bouvières und Tonils. Zwei Prostestanten, der Bankier Defaysse-Soubeyran und der Dreher Blancoud, führten das Kontingent von Dieulefit an. Der Lehrer und Prediger Louis Chauvin aus Bouvières wird später angeklagt, ein “Motor der roten Partei” gewesen zu sein. Die Pastoren Alexis Mouston(1) und Ferdinand Mailhet waren eindeutig für die Verteidigung der Republik. Vier Schüler der Modellschule in Dieulefit schlossen sich den Aufständigen an, sie wurden im […]
Im Jahre 1893 kam Tommy Fallot(1), einer der Hauptvertreter des “sozialen Christenturns” in die Drome, wo er in Sainte-Croix Pfarrer wird, dann in Aouste, wo er sich bis zu seinem Tod 1904 für Frieden und Versöhnung einsetzt. Er kann sich nicht mit den Glaubensstreitigkeiten der liberalen und orthodoxen(2) Kirchen abfinden. 1898 rief er eine “Union der Pfarrer des Diois”(3) ins Leben, die den Kollegen der methodistischen und freien Kirchen offenstanden. Dieser Zusammenschluss ermöglicht eine freundschaftliche Zusammenarbeit “beim Wiederaufbau unserer Kirchen”. Nach seinem Tod wird sein Neffe Marc Boeiner(4) Pfarrer in der Gemeinde von Aouste und setzt das Lebenswerk seines Onkels […]
Bereits 1933 informiert “Le Nouvel Echo de la Drome et de l’Ardeche” die in diesen zwei Departements lebenden 53.000 Protestanten über die Existenz des Nationalsozialismus, die Gefahr der Braunen Pest und ihre antireligiöse und antijüdische Politik.(1) Die beiden Briefe des Theologen Karl Barth(2) an die “Protestanten von Frankreich “, vom Dezember 1939 und Oktober 1940, werden im Dauphiné weit verbreitet. Im ersten steht, dass “der Widerstand immer noch notwendig ist”, im zweiten, dass “in der Französischen Kirche der Krieg geistig weitergeführt werden muss”. Diese beiden Briefe gehören zu den ersten Dokumenten des Untergrunds im 2. Weltkrieg(3) (4). Am 10. Juli […]
In Dieulefit haben zwei Frauen den Widerstand ins Leben gerufen: Marguerite Soubeyran(1) und Jeanne Barnier(2). Marguerite Soubeyran, die zusammen mit Catherine Kraft die Schule in Beauvallon(3) gegründet hat, nimmt schon ab 1939 deutsche Juden auf, jüdische Kinder und geflohene Intellektuelle wie Pierre Emmanuel(4), Emmanuel Mounier(5) und andere. Das Werk von Beauvallon wird von Paul Arcens mit der Schule “Ecole de la Roseraie” fortgesetzt. Die Gemeindesekretärin von Dieulefit, Jeanne Barnier, bewirkte schon ab 1941 wahre Wunder, indem sie mit gefälschten Papieren die Rettung einer großen Anzahl von “Ausgeschlossenen” ermöglicht. Dieulefit bot über 1.500 Flüchtlingen Asyl, meistenteils Juden, und dieses Abenteuer konnte […]
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