Paris, 21. März 1525 Mein lieber Pierre, Du wartest sicher schon ungeduldig auf einen Brief von mir, aber meine Studien hier in Paris nehmen meine ganze Zeit so in Anspruch, dass kaum Platz für etwas Anderes bleibt. Doch sei gewiss, ich nehme herzlichen Anteil an dem großen Gotteswerk, das Du in Meaux vorantreibst. Du schreibst, dass sich nun schon mehr wahrhaftig Gläubige in Deiner Wollweber-Werkstatt versammeln als Du Platz hast, um gemeinsam die Bibel zu lesen,. Doch ich lese auch deutlich zwischen Deinen Zeilen, dass Euch viel Hass von katholischer Seite das Leben schwer macht, dass sie euch “Schwarzhälse” oder […]
Briefe
Aix-en-Provence, 18. September 1564 Mon cher Jean, Ich bin nicht sicher, ob meiner letzter Brief Dich in Zürich erreicht hat. Ich habe keine Antwort erhalten. Aber die Zeiten sind so unsicher, dass ich nur inständig zu Gott beten kann, dass der Kurur dieses Briefes sein Ziel auch wirklich erreicht. In unserer Gemeinde herrscht tiefe Trauer über den Tod Calvins. Einige sind schon ganz mutlos geworden und halten unsere Sache für verloren. Andere sind aus Furcht über den gänzlichen Verfall wieder zu den Katholischen übergelaufen. Aber ich kann es nicht glauben, dass Gott uns nach all den Jahren blutiger Kämpfe so […]
Paris, 29. August 1572 Liebste Mutter, Ihr seid gewiss schon vor Angst vergangen, da ihr seit der grauenvollen Nacht vom 23. August noch keine Nachricht von mir erhieltet. Seid getröstet, die Kinder und ich sind wohlauf. Wir befinden uns in Sicherheit. Florent konnte aus der Stadt rechtzeitig fliehen. Ich habe noch keine Nachricht von ihm, ob auch er in Sicherheit ist. Und ich bete ganz fest zu Gott darum. In diesen schweren Zeiten darf man die Hoffnung nicht aufgeben. Die Nachricht von dem furchtbaren Massaker hier in Paris wird Euch auch in Marseille entsetzt haben, dessen bin ich sicher. Es […]
Nantes, 23. April 1598 Mein innigst geliebtes Papachen, O, ich wünschte so sehr, Ihr könntet hier sein. Doch leider halten Euch Eure Geschäfte in Toulouse sehr lange auf. Hier ist alles in Aufregung und doch liegt ein Jubel über allem. Nun wird es endlich Frieden werden, mein liebstes Papachen. Ich spüre es ganz genau. Gottes Segen liegt nun auf Protestanten wie Katholiken. Ach, Papachen, ich glaube fast, dass wir dieses üble Schimpfwort “Hugenotten” aus vergangenen Zeiten doch einmal als stolze Auszeichnung tragen werden. Ihr werdet in Toulouse ja auch schon die große Nachricht gehört haben, doch ich muss es Euch […]
Paris, 3. November 1685 Meine liebe Tante Cècile, von Papa und Maman hörte ich, dass Ihr und die Euren Euch in Preußen gut eingelebt habt und, dass Euch in Eurer neuen Heimat sogar ein bescheidener Wohlstand vergönnt sei. Maman läßt euch herzlich grüßen. Die ganze Aufregung und die Ungewissheit unserer eigenen Zukunft, haben Maman ganz krank gemacht. Der Doktor sagt, es sei das Herz und hat ihr viel Ruhe und Schonung verschrieben. Aber Papa drängt uns fortzugehen. Doch wohin? Liebste Tante Cècile, ich wende mich heute ganz verzweifelt an Euch mit der Bitte, uns zu helfen. Kurfürst Friedrich-Wilhelm soll, so […]
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