Am 21. März 1525 schreibt Jacques Lefèvre d’Etaples, Universitätsprofesser an der Sorbonne in Paris, einen Brief an den Wollweber Pierre Leclerc in Meaux, der dort nach dem Vorbild Calvins eine reformierte Gemeinde gegründet hat. Lefèvre ist einer der führenden Theologen der protestantischen Bewegung. Er war der Erste, der die Bibel ins Französische übersetzte. Aufgrund seiner Veröffentlichungen wurde er vor der Inquisition als Ketzer verklagt und verfolgt. Paris, 21. März 1525 Mein lieber Pierre, Du wartest sicher schon ungeduldig auf einen Brief von mir, aber meine Studien hier in Paris nehmen meine ganze Zeit so in Anspruch, dass kaum Platz für […]
Briefe
Phillipe de Maizière, Sohn eines Landadeligen in Südfrankreich schreibt am 18. September 1564, also 40 Jahre nach dem Brief Lefèvres, einen Brief an seinen Freund Jean in Zürich. Im Konflikt zwischen Katholiken und Protestanten waren mittlerweile bürgerkriegsähnliche Zustände in Frankreich entstanden. Nach anfänglichem Martyrium hatten sich protestantische Städte und Gemeinden ebenfalls bis an die Zähne bewaffnet und versuchten nun ihrerseits mit Waffengewalt ganz Frankreich protestantisch zu machen. Aix-en-Provence, 18. September 1564 Mon cher Jean, Ich bin nicht sicher, ob meiner letzter Brief Dich in Zürich erreicht hat. Ich habe keine Antwort erhalten. Aber die Zeiten sind so unsicher, dass ich […]
8 Jahre später, am 29. August 1572, schreibt die junge Ehefrau Margeau de Saint-Germain einen Brief an ihre Mutter in Marseille. Die Familie Saint-Germain wohnt in Paris und Margeau berichtet ihrer Mutter, wie sie durch ein Wunder die Massaker an den Hugenotten in der Nacht des 23. August 1572, Bartholomäusnacht genannt, überlebt hat. Paris, 29. August 1572 Liebste Mutter, Ihr seid gewiss schon vor Angst vergangen, da ihr seit der grauenvollen Nacht vom 23. August noch keine Nachricht von mir erhieltet. Seid getröstet, die Kinder und ich sind wohlauf. Wir befinden uns in Sicherheit. Florent konnte aus der Stadt rechtzeitig […]
Seit der Bartholomäusnacht 1572 herrscht nunmehr offener Krieg in Frankreich. Das Land ist zerrissen und in einen protestantischen Süden und einen katholischen Norden geteilt. Die Verwüstungen haben ähnliche Ausmaße angenommen wie in Deutschland durch den 30-jährigen Krieg. Am 23. April 1598 schreibt die Seidenhändlerstochter Aurélie aus Nantes, einen Brief an ihren Vater in Toulouse, der seit Monaten durchs Land reist, um in der immer schlechter werdenden Wirtschaft irgendwie zu überleben. Nantes, 23. April 1598 Mein innigst geliebtes Papachen, O, ich wünschte so sehr, Ihr könntet hier sein. Doch leider halten Euch Eure Geschäfte in Toulouse sehr lange auf. Hier ist […]
Das Edikt von Nantes 1598 löst eine Welle von Hoffnung aus, Heinrich IV möge die Einigung der Konfessionen gelingen. Doch unter der Oberfläche brodelt es weiter. 1610 wird Heinrich IV durch einen katholischen Fanatiker ermordet. Die Kriegsherde flammen wieder auf. 1625 zerstört Kardinal Richelieu die unbesiegte protestantische Bastion La Rochelle und leitet damit den Niedergang der Hugenotten ein, der im öffentlichen Widerruf des Edikts von Nantes durch Ludwig XIV im Jahre 1685 und der völligen Vernichtung hugenottischen Lebens in Frankreich gipfelt. Wenige Tage nach dem Widerruf des Religionsfriedens von Nantes, schreibt am 3. November 1685 Marie-Charlotte Cornuel aus Paris einen […]
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