Der Landbote — NF — Band 1 — 2.Jahrgang 2000 — Heft Nr.2 — Auszug
Von E. W. Dörscheln — Univ. Ob. Präparator i. R.
Geboren wurde er am 23.2.1876 in Tinghausen bei Alt — Lüdenscheid. Im Jahre 1878 zog sein Vater August Dörscheln mit seiner Familie von Tinghausen in den Bauernbezirk Rosmart. Er war dort der einzige Maurer am Ort.
Einige Zeit später fand ein Umzug in den Nachbarort Ossenberg statt. Fr.Wilh. hat die Volksschule von 1882–1890 absolviert und mit einer Gesamtnote „Zwei“ abgeschlossen.
Konfirmiert wurde er 1890 in der Volksschule Mühlenrahmede, da die Kirche in dieser Zeit noch nicht fertig war.
Neben dem Schulbesuch hat er schon mit 12 Jahren bei Schmidt u. Co. in Mühlenrahmede (heute Trapper Hohage) Drahtnägel eingepackt. Der Lohn für einen halben Tag waren 50 Pf. An anderen freien Nachmittagsstunden besserte er sich beim Kühe- hüten auf den Weiden im Honsel bei Lüdenscheid sein Taschengeld auf. Dazu gab es noch Eßwaren mit auf dem Weg.
Mit 14 ist er von Ossenberg nach Eveking gezogen, um dort in der Firma Berg das Handwerk des Messinggießers zu erlernen. Da es noch keine Berufschule gab, wurde die theoretische Ausbildung auch innerbetrieblich durchgeführt.
In dieser Zeit wohnte er bei seiner Schwester Lina Lange geb. Dörscheln auf dem Dornwert in Eveking. Dort lernte er auch auch seine zukünftige Frau Emma Wolff kennen.
Die Verlobung war am Dienstag dem 25.12.1900 (1.Weihnachtstag). Mit 26 Jahren, am Donnerstag dem 20.2.1902 haben sie in der elterlichen Wohnung seiner zukünftigen Frau Emma Wolff auf dem Dornwerth bei Eveking geheiratet.
Er lebte hier mit seiner Frau in Eveking auf dem Dornwerth und die ersten 4 von 8 Kindern wurden 1903, 1904, 1906, 1907 hier geboren. Vorübergehend wohnte er in Ossenberg bei Otto Bröher wegen seiner Arbeitsstelle in der Helle. Hier ist auch 1908 das fünfte Kind geboren.
Er war vom 30.7.1906 als Gießer im Raffinierwerk und ab dem 1.11.1907 bis 31.3.1909 als Raffiniermeister im Werk Helle bei Altroggenrahmede der Westfälischen Kupfer — und Messingwerke tätig.
Von 1.4.1909 — 30.6.1910 lebte und arbeitete er als Raffiniermeister in dem Kupferwerk Oesterreich in Nestersitz — Pömmerle (Böhmen).
1910 traf er sich in Dresden mit dem Direktor Schulte der Westf. Kupfer- und Messingwerke (vorm. Casp. Noell ) und schloß daraufhin einen Arbeits-Vertrag folgenden Inhalts ab:
Monatliches Gehalt 420 Mark, freier Strom und Brand, freies Anmachholz und freier Anstrich und tapezieren. Dazu freies Wohnen im Haus am Drescheiderhagen mit dem dazugehörigen Land für 3 Ziegen.
Von 1910 bis zum Ruhestand blieb er dem Werk Helle als Raffinierobermeister treu. Er wirkte maßgeblich an der Lehrlingsausbildung mit. Darüber hinaus war er noch lange Jahre dem Betrieb gegenüber ein ständiger Berater.
Die letzten drei von acht Kindern wurden in seinem neuen Domizil auf Drescheiderhagen 1911, 1913, 1916 geboren.
Er verstarb am 18.3.1969 mit 93 Jahren und kurz darauf folgend verstarb auch seine Ehefrau Emma Dörscheln geb.Wolff am 16.8.69 mit 89 Jahren.
Mündliche Aussagen von der Fam. Friedrich Wilh. Dörscheln aus den Jahren 1963 und 64.
Die Militärzeit des Friedrich Wilhelm Dörscheln
Der erste Dienstantritt als Ersatz-Rekrut für den Staat Preußen war am 13.10.1898 in Straßburg (Elsass). Truppenteil: Infanterie — Regiment Nr.143, 2. Kompanie.
Am 1.Nov.1898 wird er wegen einer Bruchanlage entlassen. Am 19.7.99 war er wieder gesund und erneut gemustert und zum Nassauischen Infanterie — Regiment Nr.87 befohlen. Er wird am 7.2.1900 als unbrauchbar entlassen.
Anm.zu 11
Durch Verfügung des Generalkomandos 18 vom 5.2.1900 als hier jetzt dienstunbrauchbar anerkannt und zur Disposition der Ersatz- behörden am 7.2.1900 nach Eveking Kreis Altena entlassen. Das Leiden des Mannes ist keine Folge des Dienstes. Er ist nicht militärisch ausgebildet.
Er war und blieb landsturmpflichtig mit der Waffe, unterlag aber in Friedenszeiten keiner Militärischen Kontrolle laut Notiz vom 26. 6. 1900.
Am 28.2.1917 wird er vom Heeresdienst zurückgestellt, weiterhin am 31.1.1918 zurückgestellt, um am 31.11.1918 vom Dienst ganz befreit und am 1.12.18 endgültig aus dem Heer entlassen zu werden. Der Grund ist, weil er in einer Firma tätig ist, die Material (Kupfer) u.a. auch für Kriegszwecke herstellte.
Stammbaum Friedr.Wilh. Dörscheln
Wilhelm Dörseln
Landwirt, Glietenberg
*1691 +1766
Johann Wilhelm Dörseln
Landwirt Aufn Löh
*1725 +1795
Johann Christian Dörscheln
Landwirt zu Löh und Dannenberg
*1770 +1847
Friedr.Wilh.Dörscheln
Kunstschreiner zu Bollwerk (fertigte u.a.Wendeltreppen an), wohnte auf dem Löh und dann in Bollwerk
*3.11.1797 +26.10.1855
August Dörscheln
Maurermeister zu Ossenberg, später war er Fuhrmann und kam oft nach Siegburg
*10.8.1828 +2.11.1903
Friedr.Wilh. Dörscheln
Raffinierobermeister
*23.2.1876 +18.3.1969 (Dienstag um 5 Uhr Morgens)
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