Der Landbote — NF — Band 1 — 5.Jahrgang 2003 — Heft Nr.28
Von E. W. Dörscheln — Univ. Ob. Präparator i. R.
August Dörscheln wurde am 10.08. 1828 in Löh nördl. Rönsahl geboren. Seine Eltern waren der Kunstschreiner und Treppenbauer Friedr. Wilh. Dörscheln, geb. 03.11.1797, und seine Ehefrau Maria Gertrud geb. Klüppelberg, geb. 14.04.1800. Seine Geschwister waren Wilhelm (1825 – 1836), Karl (1830 – 1839), Friedrich (1833 – 1882) und Henriette (1836 – 1892). Seine Grosseltern waren der Landwirt Joh. Christian Dörscheln (1770 – 1847) und seine Ehefrau Anna-Katharina geb. Pattberg (1774 – 1850). Sie wohnten auf dem Hof in Löh nördl. Rönsahl, Höhe 329,2. Ein weiteres Besitztum der Familie befand sich in Dannenberg.
Eine Anekdote aus jener Zeit besagt, dass August mit 8 Jahren im Heukelbach unweit des Hofes mit einer Harke Fische fing. Sein Vater Friedr.-Wilhelm fertigte in eigener Werkstatt als Kunstschreiner-Meister Wendeltreppen. Er verstarb 1855 im Alter von 58 Jahren.
August Dörscheln, Maurermeister zu Bollwerk, heiratete seine 1. Frau Luise Haardt, geb. 18.06.1838, am 19.05.1858. Aus dieser Ehe entstammten die Kinder Emil (1861 – 1878), Auguste (1863 – 1932), Caroline (1866 – 1931) und Ludwig (1870 – 1879). Am 13.06.1873 verstarb seine 1. Frau.
Aus unbekannten Gründen verzog August Dörscheln mit seinen Kindern nach Tinghausen b. Altenlüdenscheid. Dort hat er am 19.11.1873 seine 2. Frau Martha Elisabeth Hundt geheiratet. Am 22.07.1874 wird die erste Tochter Luise aus zweiter Ehe geboren. Am 23.02.1876 wird sein Sohn Friedr. Wilhelm ebenfalls in Tinghausen geboren.
Im Jahr 1878 zog August Dörscheln mit seiner Familie von Tinghausen in den Bauernbezirk Rosmart und war dort als einzigster Maurer tätig. Kurze Zeit später zog er von dort nach Ossenberg in das alte Haus von der Fam. Fritz Bröher. Sein Sohn Friedr. Wilhelm hat später mit seiner Familie im neuen Haus des Bruders des Fritz Bröher im oberen Stockwerk gewohnt.
Das erste Kind des August Dörscheln, welches im neuen Domizil in Ossenberg geboren wurde, war Rosa (1878 – 1939). Dann wurden die Kinder Reinhold (1880 — 1961), Olga (1883 — ?), Johanna (1885 — ?) und Ida (1887 — ?) geboren.
Zunächst war August Dörscheln in Ossenberg noch als Maurermeister tätig. Dann wird berichtet, dass er als Fuhrunternehmer seine Familie ernährte. Die Fuhren bezogen sich auf Produkte der einheimischen Metall verarbeitenden Betriebe im Rahmede- und Versetal, d.h. er bewegte sich im Raum zwischen Altena, Lüdenscheid und Werdohl. Außerdem war er im Siegburger Raum und im Bergbaugebiet des Siegerlandes tätig. Er belieferte u.a. aber auch die dörflichen Haushalte seiner Heimat mit Dingen, die nur in der weiteren Umgebung zu finden waren.
So brachte er aus dem Siegerländer Bergbaugebiet z.B. seinem Sohn Friedr.-Wilhelm eine Bergwerkslampe mit. Diese Oellampe, gnt. „Frosch oder Hucke“, der plattdeutsche Ausdruck für Kröte, befand sich bis zum Lebensende im Haushalt des Friedr.-Wilh. Dörscheln und hat ihm dienstlich als auch privat grosse Dienste geleistet. Diese Oellampe führte das Bergmannszeichen der gekreuzten Schlegel mit der Inschrift „Glück-Auf“.
August Dörscheln hat es in seinem Leben stets abgelehnt, sich jemals fotografieren zu lassen, da er der Meinung war, dass das gottloses Werk sei. Von seiner 2. Frau Martha Elisabeth geb. Hundt existiert jedoch ein Foto aus dem Jahr 1898. Dieses ist sicher einem glücklichen Umstand zu verdanken.
Um vielleicht trotzdem sagen zu können, wie August ausgesehen haben mag, kann man auf ein Foto seines Bruders Friedrich (26.01.1833 – 02.03.1882) und seiner Ehefrau Amalie geb. Müller (22.11.1846 – 15.06.1873) verweisen, welches aus dem Jahr 1869 stammt. Dieses Foto ist vermutlich die älteste Abbildung, die sich im Familienbesitz befindet.
Auf Grund noch vorhandener Briefe, die August Dörscheln im Jahre 1903 an seinen Sohn Friedr.-Wilhelm schickte ist zu entnehmen, dass es ihm gesundheitlich zu diesem Zeitpunkt schon sehr schlecht ging. Er beklagte sich außerdem darüber, dass wenig Geld im Haushalt sei und zwei seiner Töchter ein sehr karges Einkommen hätten und die Dinge des einfachen Lebens doch recht teuer wären. Auf Grund dessen wurde er auch von seinem Sohn Friedr. Wilhelm mit Geldbeträgen unterstützt. Es ist aber auch nicht bekannt, dass er selbst Einkünfte in Form einer Rente bezog.
Am 02.11.1903 verstarb August Dörscheln im Alter von 76 Jahren. Seine Frau Martha hat ihn um ca. 10 Jahre überlebt.
Diese oben gemachten Angaben sind von dem Sohn der Martha Dörscheln, geb. Hundt, Friedr.Wilhelm Dörscheln (23.02.1876 – 18.03.1969) Raffinierobermeister zu Drescheiderhagen Kr. Altena überliefert.
Literatur:
Landbote NF
2000 H. 2
2001 H. 19
2002 H. 25
2003 H. 26 und 27
August Dörscheln an seinen Sohn Fr. Wilh. Dörscheln
Ossenberg, den 29. Juni 1903
Lieber Sohn, da ich Deinen Brief erhalten habe, dass Du noch gesund bist, was mich freut, das mich anbelangt, bloß ein wenig elendige miene Füße sind noch immer dick geschwollen, muß immer auf der Kammer bleiben, kann nicht rausgehen. Du kannst wohl sehen, dass mir das Schreiben sauer wird, was Du von mir verlangst, das Ganze ist schon längst geschehen, sonst könnte ich nicht würdig ein Vaterunser beten, dann lies Kap. 18 Matthäi, da stehts. Lieber Wilhelm, Du weißt ja, dass Du Deinem schlimmsten Feinde seine Fehler vergeben sollst, ehe die Sonne untergeht, denn Gott sagt die Rache ist mein, ich will vergelten, sonst ist alles beim Alten, es haben versprochen Deine Frau und Lina (Eveking) zu mir zu kommen, diese Tage, Sonntag nach Pfingsten war Lina und August Lange hier, Georg Hundt und Gustav Hundt (beide Eveking) auch den Tag, da sind die 3 Männer noch zusammen in die Sperre gewesen. (Wirtschaft) Wilhelm, Du kannst Dir leicht denken, viel Besuch macht viel Umstände und kostet immer Geld, aber wo sollen wir es hernehmen 2 schwache Verdienste der beiden Mädchen es muß doch Miete, Kohlen alles gekauft werden, dann jetzt noch die Kartoffeln dazu, jetzt haben wir Schützenfest, das ist alles nicht leicht, wenn 4 Mann satt essen sollen, denn alles ist teuer, Kartoffeln 4 Mark (1Ztr.) und die Fracht, das andere richtet sich auch demnach, das Rindfleisch jetzt 7 Groschen (1Pfd.), hiermit will ich schließen und hoffe, dies Schreiben wird Dich bei guter Gesundheit antreffen.
Übersetzung von Regina Dörscheln 12.02.03
Viele Grüße von uns Allen
August Dörscheln an seinen Sohn Fr. Wilh. Dörscheln
Ossenberg den 4 Juli 1903
Lieber Sohn Wilhelm, dein Schreiben mit 10 M haben wir dankend erhalten wo der Briefträger herausging kamen Ema deine Frau und Lina herein und bragten die.….…. wegen Reinold dan wollen wir mit 1 Taxe Los fahren , dazu muß jetzt der Doktor und mich Untersuchen und ein Atest Schreiben zur Beglaubigung dann will Lina sie zum Amtmann tragen Künftigen Dinstag.
Lieber Wilhelm du Schreibst es war Warm bei euch was hier auch der
Vall ist denn das Heu ist Bereit Alle herein sonst ist alles ein wenig zurück, besondere Neuigkeiten sind keine, nur Ferdinand Markus mus in Rotte Arbeiten dazu hat ihn der Komissaar getriben mit Hake und Spate solte er Arbeiten sonst wolten Sie Ihn nach Benninghausen Bringen dan ehr hätte nichts mer zu Sagen er wäre nichts mehr.Dan Raus mit Dir, Luise war mit da gewesen, das hatte noch da Bleiben müßen wenn es nie Klagelaut gegen Ihn Brägte dann Wollen Sie Ihn gleig wegbringenWilhelm ich will Dir nog mitheilen wie mir es ist die Ohnmacht und das ausspeien das garnicht immer in einander dan werde ich ganz mat die Füße wollen auch nicht Beischlagen sind auch meiste Zeit Kalt da durch bin ich auch so schwach ich kann noch einwenig Essen Das hilft noch ich habe Gott darum Gebeten Er Sollte es mir abnemen aber es dauert lange entlich wird doch Hülfe kommen einen Weg oder andern nicht mein Wille geschehe Herr Sonder dein Wille. dann ich habe mich ergeben wie Gott es Will das ist das Best Sich auf Gott Verlaßen
noch eins danke ich Gott für Kindliche Liebe die du mir erzeiget hast mehr als ich aussprechen kann den Gott gbürd die Ehre Uebriges ist noch Alles gesund in der hoffnung wirst Du auch woll sein dann Viele
Grüß von AlenAugust Dörscheln
Übersetzung von Regina Dörscheln 2/03
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