Homepage der Familie Dörscheln
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104 — Hugenot­ten in Deutsch­land

Deutsch­land hat­te unter den Fol­gen des 30-jähri­gen Krieges schw­er gelit­ten. Es war ver­armt. Ein Drit­tel der Bevölkerung war umgekom­men. Ganze Land­striche waren verödet. Manche Dör­fer von ihren Bewohn­ern ver­lassen. Auch die Städte hat­ten schwere Ein­bußen zu erlei­den gehabt. An den Lan­desh­er­ren lag es nun, Maß­nah­men zu ergreifen, um Schä­den abzuhelfen.

Ende des 17. Jahrhhun­derts entste­ht in Bran­den­burg-Preußen eine mul­ti­kul­turelle gesellschaftliche Mis­chung. Emi­granten und Flüchtlinge aus ganz Europa sucht­en Zuflucht im Land des Großen Kur­fürdten.

Über­wiegend wirtschafltiche Erwä­gun­gen hat­ten den Großen Kur­fürsten ver­an­laßt, die Gren­zen seines Lan­des für Fremde weit zu öff­nen. Die handw­erk­lichen Fähigkeit­en der Hugenot­ten waren ihm sehr willkom­men.

Der Große Kur­fürst erließ 1685 das berühmte “Edikt von Pots­dam”. Des war etwas Ähn­lich­es wie die heutige “Green Card”.

Durch diesen Erlaß fan­den Men­schen, die wegen ihres Glaubens ver­fol­gten wur­den (Hugenot­ten), in Bran­den­burg eine neue Heimat. Das Land Bran­den­burg und auch die Hugenot­ten prof­i­tierten von dieser Geste. Der Fleiß und das Kön­nen der Hugenot­ten­fam­i­lien tru­gen maßge­blich zur wirtschaftlichen und kul­turellen Blüte des Lan­des bei.

Unter den deutschen Län­dern nahm Hes­sen-Kas­sel den zweit­en Platz bei der Auf­nahme von Glaubens­flüchtlin­gen aus Frankre­ich ein, nach Bran­den­burg-Preußen und vor Würtem­berg. Hes­sen-Kas­sel erlebte 3 Ein­wan­derungswellen: 1685–16978, 1699, 1720–1722.

Land­graf Karl von Hes­sen-Kas­sel hat­te den ersten großen Teil der Flüchtlinge zunächst in der Res­i­den­zsstadt Kas­sel unter­brin­gen lassen und nach Über­fül­lung der Stadt Land­städte und größere Dör­fer angewiesen Glaubens­flüchtlinge aufzunehmen. Ab 1686 wurde mit dem Bau der ersten Kolonien, Gemein­we­sen begonnen, in denen die Flüchtlinge ihrem Glauben gemäß leben kon­nten.

Die Ein­wan­derung der Hugenot­ten hat­te auch Auswirkun­gen auf den deutschen Städte­bau: Sie ver­mit­teln die neuesten Kent­nisse der Baukun­st und des Städt­baues in Frankre­ich. Ein eigen­er “Hugenot­ten­stil” entste­ht. Wobei nicht zu ermit­teln ist, ob der Baustil über­wiegend durch die franzö­sis­che oder deutsche Baukun­st bee­in­flußt wurde. Viele Städte oder Stadt­teile ent­standen, z.B.:

  • Neustadt
  • Hanau
  • Freuden­stadt
  • Mannheim
  • Mühlheim/​Rhein
  • Friedrichstadt/​Eider
  • Glück­stadt
  • Neuwied
  • Berlin-Friedrich­stadt
  • Char­lot­ten­burg
  • Schwedt/​Oder
  • Krefeld
  • Erlan­gen
  • Ans­bach
  • Kas­sel
  • Karl­shafen
  • Hom­burg
  • Offen­bach
  • Neu-Isen­burg

Klare, oft recht nüchterne Grun­drisse der Städte und ein­fache Gestal­tung der Baut­en zeu­gen von der Hand­schrift der Hugenot­ten.

Der Staat ist gehal­ten, eine Poli­tik zu betreiben, die ein Kli­ma der Tol­er­anz in der Gesellschaft befördert. Dazu zählen die Garantie von Recht­sicher­heit für Zuwan­der­er eben­so wie zum Beispiel Hil­fen bei der Inte­gra­tion. Entschei­dend ist jedoch, daß jede Bürg­erin und jed­er Bürg­er dieses Lan­des für Tol­er­anz ein­tritt und Ange­höri­gen von Min­der­heit­en offen und mit Ver­ständ­nis begeg­net.

Man­fred Stolpe — Min­is­ter­präsi­dent von Bran­den­burg