Beiträge zur Familienforschung — NF — Band 1 — 2.Jahrgang 1998 — Heft Nr.3
Von E. W. Dörscheln — Univ. Ob. Präparator i. R.
Einleitung
Die Notwendigkeit mit der Anlage der Burg Haldessen zu beginnen, ergab sich aus der Tatsache, daß sich Landgraf Heinrich von Hessen 1263 entschließt, das nördliche Vorfeld der künftigen Residenzstadt Kassel zu sichern und zugleich seine Ansprüche im Reinhardswald anmeldet.
Gleichzeitig erwirbt er Immenhausen und Grebenstein, um sie schnellstmöglichst als Stützpunkte auszubauen. Dies geschieht etwa in den Jahren 1272 — 1297 und bedeutete gleichzeitig einen erheblichen Einbruch in das mainzische Gebiet um Hofgeismar. Weiterhin wird die wichtige Militärstraße nach Gieselwerder bedroht, so daß der Bau einer Befestigungsanlage durch das Erzstift Mainz, sprich Burg Haldessen, zwingend notwendig wurde.
Urkundlich wird der Name der Burg zum ersten Mal 13O3 in den Regesten (REM) erwähnt, woraus hervorgeht, daß der Stützpunkt erst kurz vorher errichtet wurde.
Im Jahre 1335 gibt uns ein Beleg darüber Auskunft, daß in der verhältnismäßig kleinen Burganlage etwa 1OO Ritter u.a. Friedrich de Durslo mit ihren Knappen als Tischgenossen zusammen verpflegt wurden. Sie befanden sich alle im Dienste des Erzbischofs Balduin von Mainz, so daß in dieser Fehdezeit von dieser Burg eine relativ starke Kampfkraft ausging.
Die Überlieferung berichtet über das Schicksal der Burg in einem Zeitraum von etwa 1OO Jahren, so daß davon ausgegangen werden muß, daß gegen 14OO auch die letzten Steinreste der Burg für anderweitige Zwecke verbraucht wurden, z.B. Kirchen und Stadtmauern.
Im Kartenmaterial des 16. Jhdts. ist der Standort der Burg Haldessen nicht mehr ersichtlich, welches auf ein totales Schleifen hindeutet.
Durch die Grabung im Jahr 1962 durch Herrn Dr. Günther wurde die genaue Lokalität der Burg auf Höhe 261,3 nordöstl. von Grebenstein an der Straße von Udenhausen nach Carlsdorf festgelegt.
Der letzte Ritter
Die urkundlichen Erwähnungen des letzten Ritters Friedrich de Durslo (gen. Dorslon) aus dem Geschlecht derer von Thurisloun und Thurslen (1) kennen wir aus den Jahren 1335 und 1349, während die ersten Ritter Andreas de Durslo und sein Bruder Conradus de Durslo (2) bereits 121O als Testes fungierten. Die Curtis und Burg (3) der Brüder, welche schon 1229 umgebaut und als Wehrkirche diente, wurde nach ihrem Zerfall etwa 1461 von den Dalheimer Mönchen (4) vollständig abgetragen, um mit den Steinen ihr Kloster wieder aufzubauen. So läßt sich etwa bis in die Mitte des 14. Jahrhunderts die Ahnenreihe der Ritter verfolgen. Ein Übergang fand 1314 durch die Ahnenreihe der siegelnden Knappen (5) statt, die nicht mehr den Ritterstand angestrebt haben (6) und endet gegen 14O9.
Ritter Friedrich de Durslo war im Jahr 1335 lt.Urkunde und Regesten ein Burgmann und zum Schutz auf Burg Haldessen.
Die Geschichte der Burg zieht sich über etwa 1OO Jahre hin und ist, wie aus den Regesten der Erzbischöfe Mainz zu entnehmen ist, sehr wechselhaft. Die erste Erwähnung der Burg findet gegen 13O3 statt. (7)
So erklären z.B. Bodo Heinrich und Thilo von Zwesten (Twiste), ebenfalls Burgmannen in Haldessen, unter ihrem dem Herrn von Mainz geleisteten Eid, daß Ritter Stephan von Haldessen, ihr Mitburgmann, im Kriege des EB.s Baldewin (Baldewin von Lützelburg) auf Burg Haldessen mit den Ausstellern die folgenden Männer als Tischgenossen hatte (pro commensalibus tenuisse) — siehe Urkunde. (8)
Unter den Knechten (servi), die sich zu dieser Zeit ebenfalls auf Burg Haldessen aufhielten, befand sich u.a. Fr. von Dorsleden Regehard ein — vermutlich — Verwandter aus Dorslon.
Friedrich de Durslo ist somit eingebunden in eine schicksalhafte Zeit derer von Haldessen und ihrer Burg. Er muß miterlebt haben, wie die noch junge Burg durch kriegerische Handlungen allmählich ihre Bedeutung verliert. Sein Weg war verbunden mit dem Aufstieg und Fall derer von Haldessen. Er trug die Fahne derer von Dorslon und derer von Haldessen als wehrhafter Ritter, bis er die Burg verläßt.
1349 wird Fr. de Durslo in Urkunden des Klosters Bredelaer (Urkunde 249) nochmals dahingehend erwähnt, daß er auf alle vermeintlichen Ansprüche gegenüber dem Kloster verzichtet. Welcher Art diese Ansprüche sind, geht aus dieser Urkunde nicht hervor. Trotz intensiver Forschung wurden weitere Hinweise nicht gefunden und so verliert sich die Spur von dem letzten Ritter und Burgmann Friedrich de Durslo.
Literatur:
- Spuren (Beiträge z. Fam.Forsch.) Bd.2 H.2
- Spuren Bd. 2 H.1 + H. 1O — WUB 7,74
- Spuren Bd. 2 H. 2
- G. Henkel
- Spuren Bd. 2 H. 3
- Beiträge z. Fam.Forsch. NF, Bd.1 H.1
- REM 1,762
- REM 1.Abt. Bd.2 Nr.3463
- Info im Internet unter HBZ
1349 Dezember 10
Ritter Ulrich von horhusen Olricus de Harhusen) und der Knappe Ludolph von Horhusen vergleichen sich mit Abt und Kloster Bredelar sowie mit Friedrich von Dorslon (Dorsle) dahin, daß Friedrich von Dorslon auf alle vermeintliche Ansprüche gegenüber Kloster Bredelar verzichtet.
Zeugen: Meister Stacius von warburg (Wartberg), sein Bruder Ulrich, Bürger, und Johannes von Weddene.
Siegel der beiden Aussteller angekündigt.
Feria quinta proxima post diem sancti Nicolai episcopi.
Abschrift der lateinischen Ausfertigung in Msc. VI 125 S. 233, deutsche Übersetzung in Bredelar Akten 4 S. 22–23.
1354 Mai 22
EB. Gerlach bekundet, daß er Ritter Stephan von Schartenberg die Burg Haldessen übergeben hat und dieser sie von Lg. Heinrich zur freien Verfügung übernehmen soll.
K 1 Nr. 127 (Bl. 67) = Vigener, Mainzer Regesten II Nr. 150.
Die Ritter und Knappen derer von Dorslon
(*) siegelnde Knappen — vero et ministeriale ecclesie
- 1210–1235: Ritter Andreas de Durslon
- 1210: Ritter Conradus de Durslon
- 1235–1251: Knappe Hartmannus de Durslon
- 1263–1280: Ritter Hartwicus de Durslon
- 1298: Ritter Bernhardus de Dorselo
- 1314: Ritter Conradus de Dorslon
- 1314: Knappe Everhardus von Dorslon
- 1330: Knappe Bernd von Dorslon(*)
- 1330: Knappe Hartwich von Dorslon(*)
- 1331–1337: Knappe Florin von Dorslon(*)
- 1335–1349: Ritter Friedrich de Dorslon
- 1352–1360: Knappe Conradus von Dorslon
- 1360–1409: Knappe Hartwich von Dorslon(*)
- 1372–1373: Knappe Bertold de Dorsle(*)
- 1385–1409: Knappe Bernd von Dorslon(*)
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