Beiträge zur Familienforschung — NF — Band 3 — 5.Jahrgang 2001 — Heft Nr.12
Von E. W. Dörscheln — Univ. Ob. Präparator i. R.
Das Wappen ist als Sippen-und Persönlichkeitszeichen anzusehen und muß dementsprechend eine klare Form aufweisen. Der Wappeninhalt mit den Figuren und Farben ist ausschlaggebend. Das älteste urkundlich nachweisbare Wappen der Stammeslinie bleibt unverändert das Stammwappen, da sonst alle Nachkommen fälschlicherweise dasselbe vollständige Wappen als persönliches aufweisen würden. Der Inhalt des Stammwappens, hier als Beispiel derer von Dorslon, ‑Abb.12 — dient als Grundlage für die Gestaltung des persönlichen Wappens. Das Familiensymbol kann erhalten bleiben und mit dem Persönlichkeitszeichen neu in Verbindung gebracht werden. Das Wappen bekommt somit einen neuen Sinn und Zweck.
Die Heraldik des Mittelalters wird auch lebende Heraldik genannt, denn Teile im Wappen wurden benutzt und reichen bis in das 15. Jh. zurück.Die sogen. tote Heraldik umfaßt die Zeit ohne Waffenbedeutung bis in die Gegenwart. Auch in unserer Zeit ist es nicht unsinnig, ein eigenes Wappen zu tragen. Wappendarstellungen aus der Vergangenheit sollten aber nichts vortäuschen, sondern urkundlich nachweisbar sein und in klarer Linie eine Verbindung aufweisen.
Weitere Wappen-Darstellungen in der Ahnenforschung finden sich in den Siegeln wieder. Es sind plastische Abdrücke von Handstempeln. Sie wurden für die Beurkundung einer persönlichen Handlung benutzt.Durch Übereinstimmung von Wappen- und Siegelinhalten z.B.oder wenn Hauszeichen, Inschriften und Buchstaben-Monogramme vorhanden sind,wird die Forschung außerordentlich erleichtert.
Die Entwicklung desjenigen Schildes, das in der Heraldik fortlebt, geht ausschließlich auf die Erfordernisse des Zweikampfes mit dem Schwert und der Lanze zurück. Ohne bekannte Begründung, nur durch die Technik der Lanzenführung beeinflußt, tauchte im 14. Jhdt. an verschiedenen Orten eine neue Schildform auf. Man nannte sie nicht Schild, sondern Tartsche und die Ritter und Knappen konnten nun beide besitzen. Das besondere Kennzeichen der Reitertartsche war die Einbuchtung am Oberrand zum Einlegen der Lanze.Im Anfang unterschieden sie sich durch ihren Umriß, später dann durch eine intensive Bemalung, z.T. mit Wappen und auch Darstellungen aus dem Leben. Eine Deutung geht zurück bis in das Jahr 1279. Hier wird in der Chronika von Sassen einiges über die Tartsche geschrieben. Die Darstellung einer Tartsche findet sich auf dem Grabmal des Ritters Ekro vom Stern i.J. 1343 in Würzburg.
Die in Forschungsberichten aufgeführten Wappen der Familien
Dörscheln | Dorslon |
Dorschel | Doorslaer |
Brobeck | Blohm |
Dorsel | Linden |
Reckelinghausen | Wolff |
Klenner | Haldessen |
Erläuterungen
1. Blohm oder Blohme, Blome, Blom
Wappen: in Gold ein aus blauen Wolken im linken Obereck hervorgehender schwarz geharnischter Arm, in der Hand drei weisse Tulpen haltend; auf dem Helm mit schwarz- goldener Decke: der Arm mit sechs weissen Tulpen wachsend.
Die väterlichen Vorfahren stammen aus Lifland, wo diese Familie noch in mehreren Linien vorhanden ist. Im ersten Erbebuch der Stadt Riga ist 1385 – 1394 ein Bürger H. Blome erwähnt. Ferner 1392 ein dominus (Ratsherr) H. Blome.
2. Brobeck
Drei im Winkel um einen Ring oder eine Kugel gesetzte Feuerhaken, auf dem Helm offener Adlerflug. Eine Siegelbe-
schreibung des XVII Jhs. (s. Westf. UB. IV 2180).
Die Brüder Bernd und Hartwig von Dorslon haben den Duvelshof um 1409 an den Knappen Herbort von Brobecke und seine Frau Luneke vererbt.
3. Dörscheln
Das Wappen der Familien von Dörseln und Dörscheln zeigt am Fusse einen rotsilbernen märkischen Schachbrettbalken.
Darüber erhebt sich ein knorrig grün belaubter Baum, der seine braunen Wurzeln nach unten verteilt.
Der um 1450 geborene Deipmar van Dorslen aus dem Geschlecht derer von Dorslon bei Montes Martis wird am 21. Februar 1480 mit dem Hof zu Bürhausen belehnt. Er wird als Begründer der Ortschaft Dörseln (s. Spuren H. 18) heute Dörscheln N/O von Rönsahl gelegen, angesehen.
4. Dorschel
1692 in Schwaben ansässige Bürger-Familie. – W.: Zwei ins Andreaskreuz gelegte Dreschflegel, von zwei Zweigen umgeben.
Im sächsischen Gebiet um Meißen und Dresden findet sich der Name wieder, jedoch in veränderter Form, und zwar als Dörschel. Dies könnte im Rahmen der Ostkolonisierung zustande gekommen sein, dass das “n” im Namen Dörscheln im Laufe der Zeit verloren ging.
5. Dorsel
Ein Wappensiegel um 1598/99 mit dekorativer Schildform aus der Hochrenaissance. Die leicht ovale Siegelform hat im oberen Feld die Initialen J.D. (Johann Dorsel) und im unteren Wappenbereich einen liegenden Eichenzweig mit drei Eicheln, wobei eine davon nach oben gerichtet ist und zwei nach unten hängen.
Johann Dorsel war laut vorhandenen Urkunden um 1598/99 Ratsherr in Warendorf und Wappen- sowie Siegelführer.
6. Dorslon
Dorslon, Dureslo, Dorsele (Taf. 101.) – Stammsitz liegt b. Marsberg. – W.: Schrägrechter in zwei Reihen schräggeschachter Balken, auf dem Helm ein zusammengelegter Flug. – Q.: Archiv des Hauses Engar. – Die Familie wird in Urkunden noch um 1434 erwähnt.
Dieses Wappen finden wir an den z.Zt. vorhandenen fünf Urkunden aus den Jahren 1330, 1372, 1373 und 1385. Insgesamt hängen an den Urkunden sechs Siegel mit den in sich nur wenig abweichenden Wappen, mit einem schräggerechten in zwei Reihen schräggeschachten Balken. Das Emblem der Dorsloner Ritter und Knappen auf dem Helm ein zusammengelegter Flug, erscheint nur einmal auf einem der Siegel.
7. Doorslaer
Laken, 15. Juli 1845, König Leopold I. adelt Edouard-Jean- Antoine van Doorslaer (de ten Ryen) Grossgrundbesitzer.
Ein Hinweis über Vorfahren finden wir im Jahr 1333, und zwar wird Jutta von Dorsfeld und Dorsel gnt. Dorslayr als Hof- und Grundstücksbesitzerin erwähnt.
8. Haldessen
Haldessen. (Tafel 154) – W.: eine Hirschstange. – Q.: Staatsarchiv Münster: Fürstentum Paderborn. – Letzte Erwähnung in Urkunden war um 1341.
Ritter Friedrich de Durslo (Dorslon) war im Jahr 1335 lt. Urkunde und Regesten ein Burgmann und zum Schutz auf Burg Haldessen . Die Geschichte der Burg zieht sich über einhundert Jahre hin und ist, wie aus den Regesten der Erzbischöfe Mainz zu entnehmen ist, sehr wechselhaft. Die erste Erwähnung der Burg findet um 1303 statt.
9. Klenner
Wappen: in S. eine von zwei r. Kleeblättern begleitete r. Spitze, darin auf s. Dreiberg eine Haferähre. Helm: wachsende Jungfrau mit offenem g. Haar. Kleid s.r. gespalten, in der Rechten ein r. Kleeblatt, in der Linken die Haferähre haltend.
Das Wappen von 1905 aus Guhlan b. Domanze, kann durchaus eine lange Vergangenheit haben, denn man kann das Herkunftsgebiet feststellen. Im Nord- bis Ostfriesischen sowie im Nieders. Oldenburg bis ins Oldenburgische Münsterland wird der Name Klenner im Sprachgebrauch u.a. für den Jahreskalender d.h. “Der Klenner” (Erzähler) benutzt.
10. Linden
Linden. Tafel 196 – W.: In R. ein w. Lindenblatt. Auf dem Helm r.w. Wulst, darüber r.w. quergeteilter Flug in gewechselten Farben.
Im Jahre 1650 zog Matthäus von Linden von dem Freigut in Linden Amt Neustadt auf einen Gutshof in Benninghausen im Kirchspiel Kierspe i. W. Seine Tochter Margreta, geb. 1645, wuchs in ihrer neuen Heimat auf dem elterlichen Gutshof auf. 1691 heiratet sie Johannes zu Dorseln. 1699 verstirbt sie. (Siehe Beiträge in 1991 H.1 u. Beiträge NF 2001 H.13).
11. Recklinghausen
Recklinghausen. Tafel 254 – Die Familie war in der Warburger Gegend angesessen. – W.: Widderkopf von vorn. –
Q.: Staatsarchiv Münster, Stift Neuenheerse. Die Familie wird noch 1446 in Urkunden erwähnt.
Die Familie besass das Marschallamt der Abtei Corvey, das
nach dem Aussterben derer von Recklinghausen 1474 an die von Stockhausen kam. Eheverbindungen bestanden u.a. mit denen von Essentho, von Dorsle und von Driburg. In den Warburger Stammtafeln wird erwähnt, dass eine eheliche Verbindung von Lambrecht de Dorsle und einer Person aus der Sippe derer von Recklinghausen bestanden hat.
12. Wolff
Der Schild ist r.w. quadriert und zeigt in 1. und 4. zwei aufgerichtete, mit den Gesichtern abgekehrte g. Halbmonde.
2. und 3. lediges b. Kreuz, dessen Enden blattartig ausgeschnitten sind. Gekr. Helm: wachsend grauer Wolf. Decken: r.g. (mitgeteilt von Regier.- und Baurat H. Wolff in Berlin-Wilmersdorf)
Literatur
1. Blohm
Deutsches Geschlechterbuch
Hamburg und Lübeck
2. Brobeck
Beiträge 1993 H.3
Orts- und Namensforschung von 1330–1391
3. Dörscheln
Beiträge 1995 H.1
Spuren im Kirchspiel Rönsahl
4. Dorschel — Dörschel
Beiträge 1994 H.2
Spuren an der sächsisch-schlesischen
Grenze sowie im rigischen Raum
5. Dorsel
Beiträge 1992 H. 2a Teil 1
Häuser und Höfe, gemeinsame Wappen
6. Dorslon
Siehe Beiträge zur Fam. Forsch.
ehem. Spuren und Beiträge NF
7. Doorslaer
Wapenboek van de Belgische Adel
8. Haldessen
Beiträge NF 1998 H.3
Der letzte Ritter
9. Klenner
Beiträge 1992 H. 2b,Teil 2
Ein Beitrag zur Erforschung der frühen Besiedelung
Schlesiens in Verbindung mit der Namens- Ursprungsforschung
10. Linden
Der Landbote 1999 H.1
Margreta von Dorseln geb. von Linden zu Benninghausen
11. Recklinghausen
Beiträge z. Fam. Forsch. NF 1999 H.4
Im Dienste der Kirche
Warburger Stammtafeln v. L. Heidenreich
12. Wolff
Der Landbote 2000 H.2
Stationen im Leben des Friedrich Wilhelm Dörscheln
Quellen
5.: Archiv des Kreises Warendorf
1.: Deutsches Geschlechterbuch
4., 9.,12.: Siebmachers J. Bürgerliches Wappenbuch
3.: Lesser O. (Genealoge), Stammbaum Dörseln – Dörscheln
2., 6., 8., 10., 11.:Spießen M. Wappen d. Westf. Adels I
7.: Wapenboek van de Belgische Adel
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