Homepage der Familie Dörscheln
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2001/​13 — Das wertvolle Denkmal — ein Grab­stein der Ver­gan­gen­heit

Beiträge zur Fam­i­lien­forschung — NF — Band 3 — 5.Jahrgang 2001 — Heft Nr.13


Von E. W. Dörscheln — Univ. Ob. Prä­para­tor i. R.

Neu-Auflage; siehe Spuren – Beiträge zur Fam­i­lien­forschung Bd. 1, 5. Jahrg. 1991, Heft 17.

Alle alten Inschriften, gle­ich welch­er Art auch immer, sind als wertvolle Denkmäler der Ver­gan­gen­heit anzuse­hen. Auch die, die als Kunst­werke unbe­deu­tend erscheinen, haben sehr oft einen grossen his­torischen Wert.
So sind unschein­bare Grab­steine, wo die Grab­schrift den grössten Teil aus­macht, teil­weise Quelle aus dem All­t­agsleben ver­gan­gener Zeit­en; es sind uner­set­zliche Denkmäler die, wenn wir sie richtig zu lesen ver­ste­hen, viel zu sagen haben.
Auf der um 1699 gefer­tigten Stein­plat­te ist auf der Vorder­seite fol­gende Beschrif­tung zu lesen:

Anno 1699 den 7. 7bris ist die ehr und tugend­same Mar­gre­ta Lin­den Johan­nis von Dorseln liebe Eh Hus­fraw im Her­ren entschlaf­fen Ihres Alters 54 Jahr gewe­sen.

Auf der Rück­seite hat der unbekan­nte Stein­metz fol­gen­den Text eingeschla­gen:

Offen­barung Johannes Cap. 14, Vers 13
Selig sind die Todten, die in den Her­ren ster­ben von nun an ja der Geist spricht, das sie ruhen von ihrer Arbeit und ihre Wer­ck fol­gen in nach.

Grab­steine hat man zu allen Zeit­en den Toten geset­zt.
So alt dieser Brauch auch ist, es vol­l­zog sich stets ein Wan­del in der Gestal­tung. In der heuti­gen Zeit sind die Sprüche und Inschriften teil­weise wesentlich kürz­er und knap­per gehal­ten.

Vielerorts bemüht man sich, alte Grab­plat­ten der Nach­welt zu erhal­ten z.B. in Kirchen, Museen und auch im Pri­vatbe­sitz befind­liche Objek­te wer­den auf diese Weise vor der Zer­störung bewahrt.
Anderenorts ist aber durch Fried­hofs-Sanierung manch wertvolles Objekt dem Ver­fall preis­gegeben oder durch Ausse­naufhän­gung an Gemäuern sowie Anlehnung an Kirchen­wän­den durch Umwel­te­in­flüsse schon so zer­stört, dass die Inschriften unle­ser­lich erscheinen. Es dauert nicht mehr sehr lange und nur ganz wenige Grab­plat­ten- und steine liefern noch Zeug­nis aus unser­er Ver­gan­gen­heit.
Deshalb ist diese bei­d­seit­ig beschriftete und gut zu lesende Grab­plat­te, welche der Fam­i­liengeschichte der­er “von Dorseln” und Dörscheln ver­bun­den ist, als eine Beson­der­heit zu betra­cht­en.
Erstaunlich ist die Wech­sel­strich­schrift, denn um 1699 wurde im all­ge­meinen noch eine andere Schreib­weise bevorzugt. Wichtig sind auch die genauen Angaben sowohl der Namen als auch der Dat­en. Es ist nachzule­sen, dass M. Lin­den um 1691 den J. v. Dorseln geheiratet hat. Wir besitzen aber nun nicht nur die Urkunde in den Archiv­en, dass dieser Name damals bestand, durch diese Grab­plat­te liegt er in Stein gemeis­selt greif­bar vor uns.
Wenn heute ein Grab­stein das Alter von 3O2 Jahren aufweist, kön­nen wir mit Recht sagen, dass es sich hier um ein gut erhaltenes Zeug­nis ver­gan­gener Zeit­en han­delt und gle­ichzeit­ig einen Meilen­stein in der Fam­i­lien-Forschung darstellt.
Geol­o­gisch gese­hen hat uns die Grab­plat­te jedoch auch einiges zu sagen.
Frühere geolog. Aus­führun­gen der Sauer­ländisch — Ber­gis­chen Heimat geben Zeug­nis von den Fos­silien d.h. Ver­steinerun­gen ver­gan­gener Zeit­en.
Das Wis­sen um die Gesteins­beschaf­fen­heit ist auch eine wichtige Voraus­set­zung für den Stein­metz, um eine gute Ver­ar­beitung zu gewährleis­ten.
Die fos­silen Abdrücke von Seelilien-Stil­gliedern und Frag­menten ein­er Muschel auf der Plat­ten-Ober­fläche sagen uns, dass der feine Sand­stein dieser Plat­te ehe­ma­liger mit­telde­vonis­ch­er Meeres­bo­den war. Die gel­blich-bräun­liche Fär­bung ver­rät die Anwe­sen­heit von Eisen­hy­drox­yd . Die Far­ben sind primär­er Art, d.h. die min­er­al­o­gis­chen Beimen­gun­gen, welche die Far­ben bedin­gen, sind ein ursprünglich­er Bestandteil des im Meer abge­lagerten Sed­i­mentes.
Auf keinen Fall ist diese Art der Bunt­fär­bung eine Ver­wit­terungser­schei­n­ung.
Die Fam­i­lien-Geschichts­forschung befasst sich mit der Erforschung der Geschichte in Verbindung mit den einzel­nen Fam­i­lien. Anhand von Quellen (siehe WUB und WZ) ist eine Begrün­dung ver­gan­gener Geschehnisse und Auswer­tung des Stoffes eines sehr umfan­gre­ichen Gebi­etes möglich.
Fam­i­liengeschichte ist immer aber auch gle­ichzeit­ig Heimatkunde, woraus sich oft inter­es­sante Aspek­te ergeben, denen es sich lohnt nachzu­forschen.