Beiträge zur Familienforschung — NF — Band 1 — 3.Jahrgang 1999 — Heft Nr.5
Von E. W. Dörscheln — Univ. Ob. Präparator i. R.
Was die ehemaligen Thurislouner im Jahre 826 bis 876 (Traditiones Corbeienses) dem Kloster Corvey geschenkt hatten, ist durch diverse politische Manipulationen an Waldeck gelangt (1).
Die große Zeit der Ritter und Knappen derer von Durslon ( Dorslon und Dorselo ) war schon fast vorbei, als im Jahre 1430 über die Wiederherstellung des Klosters Dalheim berichtet wird (2) . Die Grafen von Waldeck gehören zu den Ersten, die alsbald mit einem Teil (wahrscheinlich einem der beiden Herrenhöfe) den früher Corvey und dann der Kurie Nieder-Marsberg zustehenden ehem. Thurislouner Besitzungen am Sintfeld, in Dalheim geschäftlich wirksam werden. Dagegen haben sehr viele adelige Familien z.B. derer von Brobecke oder auch Padberg (durch Dalheimer Urkunden belegt) einige Teile ihres Besitzes dem Kloster geschenkt, damit das Kloster seine gute Wirtschaftlichkeit wiedererlangen konnte.
Ein Jahr weiter 1431 wird zum ersten Mal anläßlich des Wiederaufbaus des Klosters darüber berichtet, daß Gf. Otto von Waldeck das Kloster mit einer großen Hofanlage und Ländereien belehnt (3). Trotz widersprüchlicher Angaben einiger Autoren, daß die Dorsloner Dorfanlage und das Ackerland wüst sei, hat das Kloster Dalheim mit einer Waldeck‘schen Hofanlage eine jahrhundertelange Bewirtschaftung durchgeführt. Das heißt, daß diese Hofanlage von der ersten Erwähnung im Jahre 1431 bis zur letzten Erwähnung 1784, also 353 Jahre lang, als eine klösterliche einerseits und Waldeck‘sche Einnahmequelle andererseits anzusehen ist.
Der Hinweis:” Ein Hof und 5 Hufe Landes zu Dorszele, mit einer Scheune, zwei Kotten, jährlich 6 Maltern Roggen und 3 Maltern Hafer daselbst”, wobei sich der Name in Dorsele, Dorsel und Dorßell (aus dem ehem. Dorslon) abgewandelt hat, ist in den Urkunden von Kloster Dalheim fast gleichbleibend nachzulesen. (4)
In einer späteren Urkunde um 1526 sind Waldeck‘sche Bedingungen mit der Belehnung verknüpft (5). Die von Waldeck behalten sich Obrigkeit, Halsgericht, Jagd, Straße und Geleit vor und geloben Gewähr.
Diese Rechtslage wird bis 1803, und zwar zur Zeit der Klosterauflösung beibehalten.
Quellen und Dokumente
826 — 876 (9.Jh.)
Landschenkung an Kloster Corvey
1. von Berndag in Thurisloun
2. von Wulfhard, Ody in Tuischinun et in Thurisloun
3. Wytsuit, Merio et Waldonis in Thurisloun (das spätere Thurslen, Durslon, Dorslon, Dorselo und zuletzt Dorsel)
Das Kloster hatte somit drei verschiedene Besitzeinheiten Traditiones Corbeiensis § 281, 284, 420 — Spuren Bd. 2 H. 2
Siehe Abb.1
1106 — 1128
Nieder-Marsberg, Besitz der Kurie
Stift Corvey, Abt Erckenberti
Zwei Herrenhöfe in Dorslon (s/ö Fürstenberg, Kr.Büren)
Die Villikation Nieder-Marsberg verfügt über Zubehör in Dorslon
Duo dominicalia unum in Thurslen
Kindlinger II Nr. XIX, 127 — Spuren Bd. 2 H. 2 S. 30–31
siehe Abb. 2
Eine Curtis und Burg in Dorslon bei Brilon, welches der Familie derer von Dorslon gehörte
Seib. Quellen III (Übersicht der alten Rittersitze im Herzogthum Westfalen)
Spuren Bd. II H. 2
Siehe Abb.3
1262
Ritter Konrad von Welda hat sein Gut in Dorslon einem Marsberger Bürger verpachtet
Wigand Archiv VI, 395, Nr. 53 — WUB 4, 928
1277
Ludwig Witte Pape verkauft dem Richter in Brilon ein Gut in Dorslon.
WUB 4, 1496 — Seib. UB I, 379 — Bruns A 15
1281 — 1303
Die Brüder Bertold und Gottfried von Dorpede haben zwei Ministerialen — Höfe in Dorslon
Güterverz. d. Gf. von Arnsberg
Seib. UB II 551 s. 112 u. 113
1306
Edelherr Simon zur Lippe überläßt dem Albert von Amelun- xen die Lehnsgüter zu Dorsle
Asseburger UB I Nr. 646, 649, 650 — WUB 9, 498
1308
Ritter Albert von Amelunxen verkauft dem Kloster Holthausen zwei Höfe (Curtes) im Dorf Dorslon mit dem Patronatsrecht über die dortige Kirche und allen Kotstätten und Zubehör
Zeuge: Johann, Pleban in Dorslon
WUB 9, 635 — Lipp. Reg. 2, 1 Nr. 581 — Mem. Kop. Nr. 14 (Bruns A20) Asseburger UB II, Nr. 646 — C.Grupen Teil III S. 232 — 33
1313
Fred de Dorslon (bonum ministeriale) ist mit einem Arnsberger Ministerialen — Hof in Dorslon belehnt worden
Seib. UB III, 556
1332
Edelherr Walram von Buren verkauft an Siegfried von Buren einen Hof (curiam) in Dorslon mit allem Zubehör insbesondere einer Scheune auf dem Friedhof zu Dorslon
Mem. Kop. Nr. 21 (Bruns A 34)
1338
Conradus de Hodinchusen Cutem in Dorslon b.f.
Syffridus dictus Suicker miles II curias in Durslon b.f.
Güterverz. d. Gf. von Arnsberg — Seib. UB III , Nr. 168 und 341
1352
Knappe Konrad von Dorslon überträgt zwei Hufe Land in Dorslon an Dietrich gnt. tho Holte, Bürger to Marsberg (Montis martis)
Mem. Kop. Nr. 31 (Bruns A 62)
1353
Graf Gottfried zu Arnsberg belehnt Johann von Padberg mit einem Gut zu Dorslon (dieses Recht als Lehnsmann übergibt er 1456 an Kloster Dalheim)
Mem. Kop. Nr. 33 (Bruns A 65)
1360
Die Brüder Konrad und Hartwich gnt. de Duvele verkaufen zwei Teile ihres Hofes in Dorsle, der Duwelshof genannt wird, mit Zubehör an Flerin, dessen Schwester Alheid gnt.de Dorslen und Bertold, Sohn ihres Bruders.
Mem. Kop. Nr. 40 (Bruns A 82)
Der Duvelshof wird in den Jahren 1360, 1388, 1409 und 1495 also insgesamt über einen Zeitraum von 138 Jahren erwähnt
1364
Die Brüder Heinrich, Johann und Gyso gnt. von Brobike verkau-fen an Dietrich tho Holte ihre Güter zu Dorslon mit allem Zubehör.
Mem. Kop. Nr. 42 (Bruns A 89)
1371
Eb. Friedrich v. Saarwerden belehnt den Friedrich de nova domo in Padberg mit zwei Curtis in Dorslon
St. A. Düsseldorf, Kurköln, Lehen, Gen. I fol. 10 — A. Hömberg H. 4 S. 81
1373
Hermann von Essende bekundet, dass Junker Friedrich zu Pattborch und sein Sohn einen Hof zu Dorsele, gnt. der freie Hof, mit allem Zubehör das ihm Friedrich verpfändet hatte, einlösten.
Mem. Kop. Nr. 47 (Bruns A 103)
1377
Probst Florin de Dorslon, Lehnsherr zu Marsberg erwirbt von seinen Vettern Bernd und Hartwich von Dorslon einen Hof und eine Hufe Land zu Dorslon.
Arnsberger Lehns — Acten = Seib. UB — Spuren Bd. 2 H. 2 — Seib. Quellen III
Anm. Nr. 10
1377
Mit der Curtis in Dorslo wurde Arnulf v. Alme durch den Grafen von Arnsberg beliehen
Seib. Quellen III
1379
Die Brüder von Valkenbergh verkaufen die Hälfte ihres Gutes zu Dorslon (Dorslen) dem Gerhard Muntere, Bürger zu Marsberg
Dalheimer UB Nr. 119 — Dalheimer Urk. 110
1385
Ein Corveyer Hof (Kl.Corvey) wird noch von einem Ortsansässigen bebaut
Henkel, Anm.: Wigand Archiv 7, S. 251 Nr. 148
1385
Die Brüder Bernd und Hartwich von Dorslon (Knappen) verkaufen Johann Gutynge ihre Hufe zu Dorslon (gnt. die unzehntbare)
Mem. Kop Nr. 52 (Bruns A 125) — RKG B 62 Bd. 3. fol. 328–29
1385
Wedekind von Falkenberg und Lubert Westfalen wurden mit einem Hofe in Dorslon beliehen
J.W.Fischer — Spuren Bd. 2 H. 5 S. 90
siehe Abb. 4
1386
Kunne v. Horhusen verkauft Bernhard Munten ihren Anteil des Zehnten zu Dorslon
Mem. Kop. Nr. 55 (Bruns A 129)
1386
Die Brüder Bernd und Hartwich von Dorslon (Knappen) und Else, Ehefrau des Hartwich, verkaufen Gesine Belynges ihren Anteil des Zehnten zu Dorslon, der ¼ umfaßt mit allem Zubehör (für 60 Gulden wiederkäuflich)
Mem. Kop. Nr. 54 (Bruns A 130)
1388
Die Brüder Bernd und Hartwich von Dorslon und Else, Ehefrau des Hartwich, verkaufen ihren Hof zu Dorslon gnt. Duvelshof an Gese Gutynges zu Marsberg (to dem Berge) für 12 Gulden wiederkäuflich. Welches auch danach geschehen ist, denn 1409 ist er im Besitz derer von Brobecke, die ihn verpfänden.
Mem. Kop. Nr. 57 (Bruns A 135)
1391
Die Brüder Bernd und Hartwich von Dorslon (Knappen) verkaufen Hermann Sassen ihren Zehnthof zu Dorslon mit allem Zubehör für 34 Gulden wiederkäuflich.
Mem. Kop. Nr. 59 (Bruns A 137)
1399
Otto von Valkinberg hat einen Hof zu Dorslon an Hermann to Holte verkauft und versetzt.
Dalheimer UB Nr. 142 — Dalheimer Urk. 131
1409
Knappe Herbord von Brobecke und seine Frau Luneke verpfänden an Hermann Gheylinges, ihr von den Brüdern Bernd und Hartwich von Dorslon ererbtes Gut, den Duvelshof, und ihre Hufe Land, gnt. die zehntfreie Hufe zu Dorslon mit allem Zubehör
Mem. Kop. Nr. 65 (Bruns A 175) — RKG, B 62 Bd. 3 fol. 332
1416
Ritter Rave von Kalenberg tauscht mit Friedrich vom neuen Haus Padberg einen Hof mit 5 Hufen Land zu Dorslon (Curia in Dorsele)
Dalheimer UB Nr.151 — Dalheimer Urk. 140
1427
Der Marsberger Bürger Hermann to Holte verkauft dem Marsberger Bürger Gottfried Ludekin die Hälfte der Güter in Dorslon
Dalheimer UB Nr. 159 — Dalheimer Urk. 148
1431
Gf. Otto von Waldeck belehnt das Kloster Dalheim mit den früher Kloster Corvey zustehenden Besitzungen, und zwar ein Hof, fünf Hufen Landes zu Dorszele, mit einer Scheune und zwei Kotten
Dalheimer UB Nr. 172 — Dalheimer Urk. 161
1434
Konrad von Dorslon versetzt zwei Hufen Landes an Dietrich to Holte
Die Brüder von Brobeck verkaufen ihre Güter zu Dorslon an Dietrich to Holte
Kunne von Horhusen verkauft Gerd Muntere den vierten Teil des Zehnten zu Dorslon
Dalheimer UB Nr. 174 — Dalheimer Urk. 163
1440
Die Brüder von Horhusen bekunden, dass sie Prior und Konvent in Böddeken folgende ererbte Güter überlassen, damit das Kloster Dalheim wieder aufgebaut werden könne, u.a. zu Dorsele drei Höfe.
Dalheimer UB Nr. 181 — Dalheimer Urk. 170 — WZ 67 II S. 93
1456
Der Knappe Gottschalk vom neuen Haus Padberg überläßt Prior und Konvent des Klosters St. Peter in Dalheim seine Rechte und übergibt Urkunden folgenden Inhalts:
“Über das Gut zu Dorsele von 1277 vorher L.W.Pape danach ein Richter in Brilon Des Grafen Goddert von Arnsberg, über ein Gut zu Dorsele von 1353 Des Hermann von Essende über einen Hof zu Dorsele von 1373
Des Ritters Rave vamme Kalenberge über einen Hof zu Dorsele von 1416.”
Dalheimer UB Nr. 204 — Dalheimer Urk. 190
1459
Abt Arnold von Corvey bestätigt folgende Zuwendungen erhalten zu haben:
- Von den Brüdern von Brobecke zwei Höfe in Dorslon, ein Gut, zwei Kotten, eine Hofstätte auf der östlichen Seite des Friedhofs daselbst.
- Von den Brüdern von Horhusen im Dorf Dorsele drei Höfe, zwei Malter Hafer und sechs Schillinge sowie den halben Zehnten.
Dalheimer UB Nr. 209 — Dalheimer Urk. 194
1469
Heinrich Ludeken, Bürger zu Marsberg, überläßt Prior und Konvent zu Dalheim die lange verwüsteten Güter in Dorslon
Dalheimer UB Nr. 242 — Dalheimer Urk. 222
1470
Abt Antonius Prior Heymbrad und der Konvent des Klosters Bredelar, im Stift Paderborn gelegen, überlassen Prior und Konvent von Kloster Dalheim ihre wüsten Güter in Dorsloer
Dalheimer UB Nr. 245 — Dalheimer Urk. 225
1485
Der Knappe Herbold von Brobecke bestätigt mittels eines Transfixbriefs, dass das Kloster Dalheim mit den Gütern u.a. in Dorsele belehnt wurde.
Dalheimer UB Nr. 268 — Dalheimer Urk. 243
1495
Die Brüder Geylynges verkaufen dem Kloster Dalheim ihren Anteil und Rechte in Dorslon (siehe 1409)
Dalheimer UB Nr. 300 ‑Dalheimer Urk. 266
1496
Gf. Philipp zu Waldeck belehnt als ältester Graf zugleich zur Besserung und Nutzen des Klosters Dalheim mit einem Hof und fünf Hufen Landes zu Dorsele
Dalheimer UB Nr. 302 — Dalheimer Urk. 267
1500
Der Knappe Volbert Kobbenroth verkauft Prior und Konvent zu Dalheim sieben lateinisch geschriebene Siegelurkunden. Die siebente Urkunde betrifft eine halbe Hufe zu Dorslon und ist von 1335 datiert.
Dalheimer UB Nr. 313 — Dalheimer Urk. 276
1504
Der Knappe Friedrich von Kalenberg überläßt Prior und Konvent des Klosters Dalheim all seine Rechte in und an dem Dorf Dorsele.
Dalheimer UB 325 — Dalheimer Urk. 288
1506
Der Knappe Antonius Klynge überläßt dem Kloster Dalheim einen Hof mit vier Hufen zu Dorsele
Dalheimer UB Nr. 327 — Dalheimer Urk. 291 (Rückseite der Urk .= curiam in Dorslon)
1517
Äbtissin Dorothea Ryuen und der Konvent des Klosters Holthausen bei Büren verkaufen Jost Westphael, Drost zu Büren, ihr sämtliches Gut und das Kirchenlehen zu Dorsell. (Ausgestellt durch Edelherr Simon zur Lippe v. 1308 August 20)
Mem. Kop. Nr. 137 (Bruns A 325)
1519
Äbtissin Dorothea und der Konvent des Klosters Holthausen quittieren Jost Westphael, Drost zu Büren, den Empfang von 100 Goldgulden für ihr Gut zu Dorsele
Mem. Kop. Nr. 137 (Bruns A 325)
1526
Die Gf. zu Waldeck belehnen das Kloster Dalheim mit einem Hof und fünf Hufen Landes zu Dorsel (Dorssell oder Dorßell ) mit einer Scheune und zwei Kotten
Dalheimer UB Nr. 351 — Dalheimer Urk. 311
Diese Waldeck’schen Angaben wiederholen sich in den Jahren 1431, 1526, 1542, 1576, 1578, 1580, 1599, 1665, 1670, 1694, 1707, 1708, 1753, 1764 und 1784, so dass dieser Hof in Dorslon über einen Zeitraum von 353 Jahren nachzuweisen ist.
Dalheimer UB von H. Müller
Anm.
Durch Schenkungen ab 1429 gelangen größere Besitzungen in Dorslon an das Kloster Dalheim, aber auch die ab 1446 in Fürstenberg ansässigen Herren von Westfalen vermehren ihren Besitzanteil und ein beachtlicher Teil der Dorsloner Gemarkungen geht in deren Besitz über. Durch nicht durchschaubare Machenschaften sind am Ende die Dorsloner Besitzungen auf drei Gruppen verteilt. Anteile daran haben dann nur noch derer von Waldeck, derer von Westfalen und Kloster Dalheim, dessen Besitz aber ab 1803, im Jahre der Aufhebung, verstaatlicht wird.
1739 — 46
Hier wurde der Grundstein des Vorwerks Wohlbedacht im ehemaligen Dorslon gelegt.
G. Henkel : Die Wüstungen des Sintfeldes
1800
In diesem Jahr wurde das Vorwerk durch ein Wohnhaus und eine Scheune ergänzt.