Beiträge zur Familienforschung — NF — Band 1 — 3.Jahrgang 1999 — Heft Nr.8
Von E. W. Dörscheln — Univ. Ob. Präparator i. R.
Engelbert Graf zu Berg wurde am 12. Februar 1216 in Köln zum Erzbischof gewählt. Mit der Übernahme des Erzbischofsamtes in Köln änderte sich sein Verhalten zu seinem früheren Leben als Graf grundlegend. In vielen Fehden demonstrierte er nunmehr seine militärische Macht und die Entschlossenheit sie auch zu gebrauchen, indem er sein Ritterheer konsequent einsetzte.
Zunächst versuchte er der Finanzkrise Herr zu werden, denn seine Vorgänger hatten einen Schuldenberg bei den römischen Kaufmannsgesellschaften und der Kurie hinterlassen. Die Vatikanischen Anwalts- und Gerichtskosten stiegen dadurch immens an.
Der Schuldenberg belief sich 1217 in Rom auf 16000 Mark Silber, welches einem Gewicht von 3740 kg Silber entsprach.
Die politischen Verhältnisse versuchte er durch ein Bündnissystem zu festigen, indem er mit dem Erzbischof von Trier und dem nächstmächtigen Fürsten in den niederen Landen, dem Herzog von Brabant entsprechende Abkommen traf.
Nachdem Engelbert am 17. März 1217 in Köln einen Hoftag abgehalten hatte, bei dem alle geistlichen und weltlichen Größen die Macht des Erzstiftes demonstrierten, reiste er nach Rüthen um dort die Vertreter der westfälischen Städte und den Adel zusammenzurufen. Unter den Erschienenen war auch Bischof Bernhard von Paderborn mit seinen Edlen und Ministerialen u.a. auch der Ministeriale und Ritter Andreas de Durslo (vgl.WUB 7,74). Es war der Wille des Erzbischofs, dass er seine herzogliche Macht in Westfalen und Engern durchzusetzen, das Paderborner Land mit seinen Städten und Bürgern zu bereisen und beschützen gedachte, welches auch in seiner Ansprache deutlich wurde.
Derer von Padberg hatten sich wahrscheinlich nicht mit den Plänen des Erzbischofs solidarisch erklärt und so seinen Unwillen hervorgerufen. Das hatte zur Folge, dass sie in die Dienstmannschaft heruntergestuft wurden.
In einer Urkunde vom 5. September 1217, (vgl. WUB 7,138 und Seib. UB 149), besiegelt der Erzbischof Engelbert das eidliche Gelöbnis derer von Padberg, das sie in seine Hände und der Grafen von Altena sowie von Lippe und von Büren gelegthatten, und zwar die Burg zu bewahren und dem Erzbischof oder seinen Gesandten immer zu öffnen hätten.
Sollten sie dieses Gelöbnis nicht einhalten, wären die Bürgen
zum gefänglichen Einlager verpflichtet. Die Lehngüter gingen an die kölnische Kirche zurück. Die zwanzig Bürgen u.a. auch Andreas de Durslo wurden zu einer gemeinsamen Bürgschaft von 1000 Mark Silber (= 233,7 kg Silber) verpflichtet, das heißt jeder der 20 Bürgen mußte 50 Mark Silber(=11,7 kg Silber) geben und bis zur Erfüllung im Einlager zu Rüthen bleiben.
Seit 1210 weiß man durch Urkunden, dass Andreas de Durslo ein Ministerialer (ministeriale ecclesie) des Paderborner Bischofs Bernhard dem III. war, (vgl.WUB 4,39 u.40). Hatte Erzbischof Engelbert so viel Einfluss auf die Paderborner Kirche und ihren Bischof, dass er so über Andreas den Ritter und Ministerialen verfügen konnte damit er, wie die anderen Ritterauch, als Bürge zu dem gegebenen Wort zu stehen hatte?
Andreas de Durslo wird sicherlich eine Unterstützung aus der elterlichen Curtis und Burg(vgl. Seib. Qu.III229 ff u.Anm.10), wo auch sein Bruder der Ritter Conradus de Durslo lebte (vgl. WUB7,74),und auch von seitens der Kirche und dem Bischof erfahren haben.
Nach den Namen der übrigen Bürgen im Falle Padberg zu schliessen, kamen sie alle aus den unterschiedlichsten Adelshäusern. Bei denen derer von Erwitte lag sogar eine Verwandtschaft mit den Padbergern vor, welches in diesem Fall ähnlicheiner Sippenhaft gleichkam.
Durch die Offenhauserklärung in Verbindung damit, dass die Burg eine strategische Festung an der Grenze zum Herzogtum Westfalen war, hatte Erzbischof Engelbert zur Befriedung des Landes nunmehr einen weiteren Stützpunkt erlangt.
Andreas de Durslo ist nach dieser Zeit auch weiterhin als Zeuge (testes) tätig, welches mehrfach in den WUB 4–7 vermerktist. In späteren Jahren sind über Andreas, als er in Rang und Würden weiterhin geschäftlich tätig war, von der durch die Padberger ausgelösten Abgabe in den Urkunden keine Nachteile zu ersehen und seine Glaubwürdigkeit nahm weiter zu, welches durch vielerlei Beurkundungen ersichtlich ist.
Im Jahre 1234 hat Andreas wieder mit denen von Padberg zu tun, hier aber ist er als Zeuge in Erbstreitigkeiten gefragt (vgl.WUB7,418 und Seib.UB III,1088 ). An anderer Stelle z.B. als die Bürger von Horhusen (Niedermarsberg) um 1229 auf den Eresberg (Obermarsberg) zogen, war auch der Ritter Andreas de Durslo unter den Zeugen (vgl.WUB 7,320).
Andreas von Dorslon der edle Ritter
Einst ging Andreas als Knabe hinfort,
bei seinem Oheim fortan zu leben.
Weit weg vom Hof und Eltern Hort,
was ihm solange Heimat ward gewesen.
Als Page lernen und sich zu üben
mit Pfeil und Bogen das Wild zu jagen.
Ehrlich zu sein und nicht zu lügen
waren die ersten lehrreichen Jahre.
Dann kam die lange Knappenzeit,
ging dem Ritter stets zur Seiten.
Ob im Turnier oder auch kampfbereit
konnte er sein Geschick nun zeigen.
Wie viele Jahre sind vergangen
in der Fremde seinen Dienst zu tun.
Er war geschickt, er fand Gefallen,
seine Hände kannten die Waffen nun.
Bald kam der langersehnte Tag,
dass er zum Ritter geschlagen wurde.
Dann, jeder Vasalle und Knappe sah
als er sein Schwert erhob zum Schwure,
gelobte für das Recht und Ordnung zu leben.
Er, Andreas von Dorslon, für alle Zeit
wollte von nun an die Waffe erheben,
war zum Schlichten und Richten bereit.
Stolz war ein jeder nun im Elternhaus
zwei Söhne hatten es wirklich geschafft;
denn sein Bruder erlangte es auch
zum lang ersehnten Ritterschlag.
Bruder Konrad wart auch so lange fort,
So war die Freude am Hofe gross,
zwei neue junge Ritter am Dorsloner Ort,
die alle beide das gleiche gelobt.
Er schützte die Kirche und das Land
und stand als Burgmann oft zur Wacht.
Manch einen Silberling den er erstand,
war auch für Hilfreiches gedacht.
Sein Name bürgt, kam es zum Streite.
Auf Pergament steht es geschrieben
bezeugt, dass er als Ritter zugegen weilte
und in der Tafelrunde mit entschieden.
Zum letzten Mal nach fünfzig Jahren
wird der Name Andreas geschrieben.
Er half der Kirche ihr Land zu bewahren;
im Dorsloner Tal war lange Zeit Frieden.
Dann wird es stille um seine Taten,
denn unweit der Kirche ruht er sich aus.
Nach all den vielen Jahren war es
sein allerletzter Gang nach Haus.
Sein Knappe hat die Waffen getragen
Sein Pferd trug ihn zum letzten Mal
hinauf zum Acker wo sein Grabe
weithin sichtbar im Dorsloner Tal.
Ein letzter Gruss der Ritterschaft
und nach der Andacht und Gebet
wird zuletzt sein Schwert gebracht
und zu seiner Rechten gelegt.