Homepage der Familie Dörscheln
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1996/​01 — Das Stift Freck­en­horst, Land und Leute um Dodes­lo

Beiträge zur Fam­i­lien­forschung — Band 1 — 6.Jahrgang 1996 — Heft Nr.1 — Auszug


Von E. W. Dörscheln — Univ. Ob. Prä­para­tor i. R.

Siehe Spuren, Beiträge zur Fam. Forsch. 1996 H.12

Nach der fränkischen Unter­w­er­fung der Sach­sen in den Jahren 772 — 804 vol­l­zog sich im Gebi­et zwis­chen Rhein und Weser eine rev­o­lu­tionäre Umgestal­tung der Eigen­tumsver­hält­nisse. Die bis dahin freien Bauern ver­loren ihr Eigen­tum an Grund und Boden; nicht aber ihre per­sön­liche und ständis­che Frei­heit. Die Höfe gin­gen im Laufe der Zeit in den Besitz des Königs über, oder wur­den durch königliche Schenkun­gen oder Stiftun­gen den Grund­herrschaften des Adels und der Kirche sowie den Stiften und Klöstern zugeteilt.

Die Ver­wal­tung der mün­ster­ländis­chen Grund­herrschaften erfol­gte durch das Vil­lika­tions-Sys­tem, d. h. die einzel­nen Höfe wur­den in kleinere Ver­wal­tung­sein­heit­en aufgeteilt, z.B. in einen Haupthof und mehrere kleine Unter­höfe. Der Inhab­er des Haupthofes — ein unfreier aber trotz­dem bevor­rechtigter Bauer (Vil­li­cus) — unter­stand seinem Grund­her­rn. Er hat­te einen Teil sein­er Erträge von seinem Hof sowie auch von den ihm unter­ste­hen­den kleineren Höfen als Abgabe zu leis­ten.

Die spätere Aus­bre­itung des Lehn­swe­sens führte zur Reduzierung der Grund­herrschaft, denn grosse Teile gin­gen als Lehen u.a. an die Rit­ter­schaft sowie an die Min­is­te­ri­alen, welche dafür ein­er­seits Kriegs­di­en­ste und ander­er­seits Ver­wal­tungs­di­en­ste zu leis­ten hat­ten.
Im Jahre 955 stat­tete König Otto I. (936–973) das von ihm gegrün­dete Frauen­stift Fis­chbeck b. Rin­teln a.d.Weser mit ein­er stat­tlichen Grund­herrschaft aus.

Von der vorhan­de­nen Ansied­lung Dodes­lo a.d. Gren­ze von Tel­gte und Einen gin­gen um 955 zwei Hufe Land des königlichen Besitzes in die Stifts­grund­herrschaft von Fis­chbeck über. Durch Kauf oder Tausch gelangte der Dodeslo­er Landbe­sitz- im Laufe der Zeit schon ansehn­lich ver­größert — immer wieder in neue Hände. So auch in die der­er von Hulevelde — ein Osnabrück­er Geschlecht — welch­es um 1190 — 1200 seine Ansprüche an Dodes­lo (das spätere Ost-Dodes­lo oder Ost-Dorsel) an das Frauen­stift Freck­en­horst b. Waren­dorf verkauften. Die urkundliche Bestä­ti­gung hier­für lesen wir in WUB III Nr. 319. Weit­ere Hin­weise siehe “Spuren” Bd. 1 Heft 19 und 21, Bd. 2 Heft 4 und Lipp. Reg. I, Nr. 204 + 228.

In dieser Zeit von 1185 bis 1207 wurde das Stift von der Äbtissin Gertrud ver­wal­tet. Eine tabel­lar­ische Auf­stel­lung von Namen und Jahreszahlen soll zeigen, welche Äbtissin­nen in dieser Zeit für Freck­en­horst mass­gebend waren; gle­icher­weise erfol­gt eine Auf­stel­lung von Namen und Begeben­heit­en der­er von Dodes­lo, welche in Verbindung mit dem Stift Freck­en­horst und der­er von der Lippe urkundlich erwäh­nt wur­den. Das Frauen­stift Freck­en­horst, älteste Aus­drucks­form: “Fric­conhurst’t, wurde als Fam­i­lien-Stiftung gegrün­det. Das Stift hat bis zu sein­er Aufhe­bung im Jahr 1811 stets den Charak­ter eines adeli­gen Kanon­is­sens­tiftes bewahrt, deren Bewohn­er min­destens rit­ter­bür­ti­gen Geschlecht­es sein mussten, deren Äbtissin­nen aber bis 1688 nur aus edel­freiem Geschlecht (nobiles) gewählt wur­den. WUB III Nr.1611. Sie führten zudem eigene Siegel. Die Liegen­schaften des Stiftes waren über­aus gross. Das zeigt die berühmte Heberolle aus dem 11. Jahrhun­dert, die auch als ältestes Sprach­denkmal West­falens von gross­er Bedeu­tung ist. Cod. tr.W, I — V

Der um 1200 an das Stift Freck­en­horst gelangte Besitz der­er von Dodes­lo wird aber­mals um 1500 erwäh­nt, und zwar in Verbindung mit dem Erin­nerungstag der Äbtissin Cune­gundis von der Lippe. Danach verän­derte sich der Name de Dodes­lo über Doder­sloe, Dodesloe, Dorsloen, Ost­dorsel, Dors­sel, Doersell, Dorßel und Dorsel. — Siehe “Spuren” Bd. 2 Heft 4. Einige Namen­sh­in­weise find­en sich u. a . auch auf den Rück­seit­en der Urkun­den.

Namentlich wird Cune­gundis nur ein­mal um 1219 in der Urkunde WUB 3, Nr. 137 erwäh­nt. Cune­gundis Jahrestag wurde nach ein­er Küchenord­nung des Freck­en­horster Stiftes aus der Zeit um 1500 am 22. Dez. gefeiert. Im Nekrologium (kalen­der­ar­tiges Verze­ich­nis der Toten) stand verze­ich­net: Cune­gundis abbatis­sa in Vreken­horst que detit con­ven­tui et canon­i­cis curi­am Dodes­lo et insti­tu­it servi­tium ibi­dem. Sin­ngemässe Über­set­zung: Die Äbtissin Cune­gunde von Freck­en­horst gab dem Kon­vent und dem Kanon­iker den Hof Dodes­lo (Ost­dorsel) und richtete daselb­st einen Dienst ein.

Cune­gundis von der Lippe ‑Äbtissin zu Freck­en­horst — ist eine Tochter Bern­hards zur Lippe, der 1195 in das Kloster Marien­feld ein­trat und am 30. April 1224 als Bischof von Selonien starb und im Kloster Dünamünde b. Riga/​Lettland beerdigt wurde. WZ Bd. 29 (1871). Die Mut­ter der Äbtissin stammte aus der Fam­i­lie der Grafen von Are. Ein Brud­er der Äbtissin war Her­mann zur Lippe, der am 25. Dez. 1229 in der Schlacht gegen die Ste­dinger gefall­en ist. Weit­ere Geschwis­ter der Äbtissin waren eben­falls hohe kirch­liche Wür­den­träger bzw. gehörten ein­flussre­ichen Adels­fam­i­lien an.

Albert von Dodes­lo


Flurkarte von Ost­dorsel ehm. Dodes­lo


Stammtafel von Dodes­lo


Urkunde von 1243


Beizettel zur Urkunde von 1243


Über­set­zung der Urkunde von 1243


WUB III, 410


Find­buch Kl.Freckenhorst A 134, I , Nr.16

Hen­ri­cus von Dodes­lo


Urkunde von 1295


Beizettel zur Urkunde von 1295


Über­set­zung der Urkunde von 1295


WUB III, 1522


Find­buch Kl. Freck­en­horst A 134, I, Nr.32

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