Homepage der Familie Dörscheln
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1996/​02 — In Amt und Wür­den

Beiträge zur Fam­i­lien­forschung — Band 1 — 6.Jahrgang 1996 — Heft Nr.2 — Auszug


Von E. W. Dörscheln — Univ. Ob. Prä­para­tor i. R.

Siehe Spuren, Beiträge zur Fam. Forsch. 1996 Bd. 2 H.13

Von den Schul­ten-Höfen Ost- und West­dorsel (Dodes­lo) — siehe Spuren Bd. 1, H. 21 Bd. 2, H. 4 und H. 7 — sind deren Nachkom­men im Laufe der Zeit in den umliegen­den Gemein­den und Städten zu find­en, und zwar in Urkun­den­büch­ern und Regesten. Der sich verän­dernde Orts- und Fam­i­li­en­name Dodes­lo ist bed­ingt durch eigene und fremde Per­so­n­en-Angaben sowie durch plattdeutsche Aus­druck­sweise in Wort und Schrift.
Was die Herkun­ft und auch die Per­son­alien anbe­langt, so sind in Bürg­er- und auch Geburts­briefen, Beurkun­dun­gen, Zeu­ge­naus­sagen und auch in den sehr wichti­gen Rat­spro­tokollen Hin­weise zu find­en, welche in ein­er vor­läu­fi­gen Auflis­tung gezeigt wer­den.

Der Name Doder­sloe, Dorßlo­he, Dorsloe kommt dem Dorsel etwas näher. Hier ist die Möglichkeit gegeben, durch weit­eres Suchen eine Verbindung zu find­en, d.h. den Über­gangsna­men von Dodes­lo zu Dorsel.

Auch in den Stamm­bäu­men einiger Mün­ster­län­der Höfe find­en sich einige auf­schlussre­iche Anhalt­spunk­te in Verbindung zu den Schul­tenhöfen in Form von wech­sel­seit­i­gen Ein­heiratun­gen. Im Jahre 1266 begin­nt die Rei­he der Amt­sträger vom Ost­dorsel­er Hof (Ost­do­des­lo) mit Johe de Dodes­lo als Rat­sherr in Waren­dorf. — Spuren Bd. 1, H. 20 -.

Weit später im Jahr 1572 lesen wir in ein­er Aufze­ich­nung von Hin­rich Dorsel — Pas­tor zu Einen — und seinem Brud­er Johann Dors­sel sen.
Dessen Sohn Joh. Dors­sel jun. wird um 1590,in ein­er Wahl in den Kreis der Alter­sleute aufgenom­men. Ab 1592 — 1599 wird er zum Churgenossen gewählt und ist als siegel­ndes Ratsmit­glied in den Rat­spro­tokollen und Urkun­den zu find­en. — Spuren Bd. 1, H. 20. Ab 1614 erweit­ert God­dert Dors­sel sen. die Rat­sher­ren-Rei­he in Waren­dorf.

Dass ein Fam­i­lien-Mit­glied des Hofes Schulte Ost- Dorsel nach dem The­olo­gie-Studi­um und der Wei­he durch den mün­ster­schen Bischof eine Pfarrstelle in Einen unweit des elter­lichen Hofes — bekom­men hat, sollte ein Anlass sein, einige Pas­sagen aus sein­er Tätigkeit in Erin­nerung zu brin­gen.

Das Bild, das die Quellen von Pas­tor Dorsel zeich­nen, ist in manch­er Hin­sicht kennze­ich­nend für die durch Glaubenswirren verun­sicherten Priester. Der Augs­burg­er Reli­gions­friede von 1555 hat­te die Glauben­skämpfe im Reich been­det und das Luther­tum anerkan­nt.

Nach­haltige Auswirkun­gen auf die Kirchen­bere­iche zog eine als­baldige Erneuerung nach sich. Die Dekrete des Tri­en­ter Konzils von 1545 — 1563 schufen für drei Jahrhun­derte die Grund­la­gen des neuen kirch­lichen Lebens. Deshalb traf 1572 ein Unter­suchungsauss­chuss von sechs Geistlichen in Waren­dorf ein, um im Auf­trage des Bischofs von Hoya zu Mün­ster eine Gen­er­alvis­i­ta­tion durchzuführen. Die soge­nan­nte “For­mu­la vis­i­tan­di” enthielt 291 Fra­gen, um alle Zustände des Bis­tums in Bezug auf das Leben und die Rechts­glaub­würdigkeit der Geistlichkeit aufzuzeigen. Pas­tor Hein­rich Dorsel stand zu der Zeit im 40. Leben­s­jahr und im drit­ten Jahr sein­er pfar­ramtlichen Tätigkeit. Von den Einen­er Kirchen­pro­vi­soren wurde dem Pas­tor ein gutes Leu­mund­szeug­nis aus­gestellt.

Nach­fol­gend noch eine Begeben­heit aus dem Gemeinde-Auf­gaben­bere­ich eines dör­flichen Pfar­rers. 1592 beteiligte sich Pas­tor Dorsel, „So auf dem hove Osdorsel geborn”, an einem Schnat­gang (Gren­z­gang), zwis­chen dem domka­pit­u­lar­ischen Gogericht Tel­gte und dem Amt Sassen­berg gehöri­gen Markenge­bi­et Milte und Einen.

An ein­er anderen Stelle über Lan­des­geschichte ste­ht geschrieben:
“Vor­tan Ranss­bergs Kampe ent­langs buten den vrecht­en auf Osdorsels Schüeren.”
“Darob geit der Mil­tesche Schnat durch Osdorsels behausinge an den Hael­hak­en her”.

Im Jahr darauf (1593) ver­stirbt Pas­tor Dorsel. Seine Gemeinde mit ihrer Bartholomäus Kirche von 1216 stand fest im alten Glauben. Eine Kom­mu­nion­bank trägt eine Inschrift “Hein­ri­cus Dorsel detit 1591”.

Von Dodes­lo bis Dorsel
namentliche Übergänge von etwa 1200 bis in die Gegen­wart

  • 1243 Alb­tu de Dodes­lo siehe WUB
  • 1266 Johes de Dodes­lo siehe WUB
  • 1294 Vil­li­co de DodesloWUB
  • 1295 Hein­ri­cus Vil­li­cus und Hel­wigis de Dodes­lo siehe WUB
    Rück­seite von WUB hand­schriftlich: Doder­ss­loe, Dorsloen und Ost­dorsloe
  • 1327 Johane Sculthä­to in Dodes­lo
  • 1327 Cur­tis Dodes­lo
  • 1344 thon Dodes­lo
  • 1357 Goss­calk Dorsel
  • 1417 West Dodesloe
  • 1423 Cord van Dorsel
  • 1425 West Dodes­sel
  • 1456 Ost­do­des­lo
  • 1499 Johannes to Dors­sel
  • 1500 und davor Dorsloe — Doder­sloe
  • 1504 West­dorsel
  • 1513 Evert to Dorsloe
  • 1522 West­dosloe
  • 1552 Schulte West­dorsel
  • 1556 ‑1651 Oest­dorsloe
  • 1557 ‑1650 Dorsel, Dors­sel, Dorsell, Dorßell, Dorsel

und weit­er bis in die Gegen­wart haben sich diese Namen weit­ge­hend erhal­ten

  • 1560 Dodes­lo
  • 1572 Hin­rich Dorsell — Pas­tor zu Einen — und dessen Brud­er Johann Dorsell in Waren­dorf
  • 1591 Oest­dorß­lo
  • 1592 Hen­ri­cus Dursell gen. Hein­rich Dorsel, Pas­tor zu Einen
  • 1592 Hen­ri­cus Dorsel “So auff dem hove Osdorsel geborn”
  • 1593 Anna Dorsel in Mün­ster — Tochter von Pas­tor Hen­ri­cus Dursell
  • 1600 Joh. Dorsel — Ratsmit­glied
  • 1614 God­dert Dorsel — Ratsmit­glied
  • 1617 Maria zu Dorsell
  • 1634 Joh. Döersell de Cam­po
  • 1640 Ost­dorsell
  • 1650 Oest­dorsels
  • 1652 Johann Schulte West­dorsel
  • 1660 Oest­dorsloh
  • 1672 Anna Oest­dorsell
  • 1699 Her­mann Schulte Oest­dorsel
  • 1829 West­dors­sel — Tel­gter Flurkarte Nr. 15
  • 1829 Ost­dors­sel dto.
  • 1865 Clara Anna Dorsel in Mün­ster

Ehe­liche Verbindun­gen

  • 1295 Vil­li­cus Hein­ri­cus und seine Gemahlin Hel­wigis de Dodes­lo
  • 1560 Schul­ten Oest­dorsloe und Ehe­frau Grete geb. Rumphorst
  • 1605 Johann und Mette Dorsell geb. Hes­sel­ing
  • 1614 Johann Dors­sel ehem. Rat­sherr zu Waren­dorf und Mette Hes­sel­ing, Bürg­er in Waren­dorf, Geburt­szeug­nis für Hein­rich Dors­sel
  • 1616 God­dert Dors­sel und Elske geb. Nachti­gall
  • 1620 Schul­ten Oest­dorsloe sein Sohn Johan und Elsken Grote Streinen, Tochter deren Kind Berndt und Mar­gret und deren Kinder Johan und Elsen
  • 1634 Andreas Dorsel (Her­ren­bäck­er) und Kata­ri­na geb. Mor­mann
  • 1640 Johann Voßkuhlen gen. Gr. Streinen und Mar­garete Ost­dorsel
  • 1657 Sohn Thomas Sch. Osthoff und Anna Gertrud Dahlmann Altwarendorf.1780 Wwe. Anna Gertrud Sch. Osthoff und Christo­pher Dorsel
  • 1660 Berndt Schulte Oest­dorsloh und Frau Enneken geb. Schuck­ings
  • 1670 Her­mann Stroband gen. Westrup und Gertrud Oest­dorsel
  • 1672 Johann Sell­ings und Anna Oest­dorsell
  • 1692 Got­tfried Schulte Dorsel und Mar­garethe zu Berlings
  • 1721 Wil­helm Gr. Streinen und Katha­ri­na Schulze West­dorsel
  • 1813 Sohn Bern­hard Her­mann Gr. Streinen und Elis­a­beth Ost­dorsel
  • 1864 Sohn August Sch. West­hoff und Katha­ri­na Sophie Schulze Ost­dorsel

Meine Ahnen

Bei alten Pastören bin ich gewe­sen,
die soll­ten aus ihren Büch­ern mir lesen,
was meine Ahnen, die einst an den Stät­ten
vorzeit­en lebten, gewirket hät­ten.
Ob sie ihr Teil vom Glück sich erstrit­ten,
viel Freude gehabt oder Not gelit­ten.
Ob ihnen viel Gutes das Leben beschieden,
ob sie fleißig gewe­sen und heiter,zufrieden.
Gar oft­mals bin ich wieder gekom­men
Und oft­mals hat man die Büch­er genom­men.
Kär­glich nur stand es dann immer geschrieben,
woher sie gekom­men und wo sie geblieben !
Ich sah, ich kann mit dem Stamm­baum nicht prangen,
so bin ich denn stille von dan­nen gegan­gen.
Und niemals habe ich wirk­lich erfahren:
was sie gewe­sen und wie sie einst waren.

Wil­helm Sperl­baum